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Volltext: Venedig zeigt Glas aus Murano

dem auch die Ersetzung der alten «rulli» für die Fenster 
durch grössere Scheiben zugeschrieben wird, ebenso wie die 
Herstellung von Spiegeln im Wettstreit mit anderen Meistern, 
besonders Liberale Motta, den Dall’Acqua, Fontana, Radi und 
Bortoluzzi. Man bereitete die Scheiben in der hergekommenen 
Art des Blasens in Zylindern, die später aufgeschnitten und 
geglättet wurden, und um einen Spiegel zu erhalten, wurde 
die Rückseite mit einer dünnen Schichte von Quecksilber oder 
Zinn versehn. Aber schon vor dem Ende des XVII. Jahr 
hunderts waren die neuen in Frankreich festgesetzten Arbeits 
methoden, die durch die Initiative Colberts industrialisiert 
wurden, im Begriff das Vorrecht des venezianischen Spiegels 
zu verdrängen. Diesem blieb aber ohne Widerspruch der Ruf 
der Glasgravierung, jener sehr raffinierten Kunst des Dekors 
mittels eines eigenen Rädchens, mit der sich unsere Künstler 
durch graziöseste und lebendige Zeichnungen gegen die 
fremden behaupten konnten. So geschah es noch während des 
XVIII. Jahrhunderts. Diese wunderbaren grossen Spiegel, um 
schlossen von Rahmen aus einzelnen Stäben und gravierten 
Scheiben aus weissem oder polychromen Glas, sind wie 
geschaffen für die Wände der Salons oder als Hintergrund für 
die anmutigen, vielarmigen Leuchter, die die Wände erhellen, 
und kennen keine Konkurrenten. Der von Unternehmungs 
geist erfüllte Giuseppe Briati, der sich selbst in Böhmen auf 
gehalten hatte, wo das widerstandsfähige und überaus klare 
Kristallglas wie ein Edelstein facettiert wurde, begann seiner 
seits mit der Herstellung von geschliffenem Glas. Zuerst 
gründete er von sich aus eine Fabrik in Murano, später, als er 
der Verfolgung seiner eifersüchtigen Gefährten entfliehen woll 
te, 1739 eine in Venedig bei der Kirche S. Maria del Carmine. 
Aus diesem arbeitsamen Betrieb gingen herrlich geschliffene 
Gläser hervor, facettiert und graviert nach böhmischem 
Vorbild, die eine eigenartige Rückkehr zu jenen Meistern 
darstellen, die im XIV. Jahrhundert harte Steine und Berg-
	        
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