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Internationale Sammler-Zeitung
Nr. 10
Marken von der Emission des Jahres 1871. Einen Wert von
l Million repräsentiert die Markensammlung des Teppich
händlers Mirko Popovich, der seit 51 Jahren sammelt und
unter anderem alle Probedrucke der alten ungarischen Emission
besitzt. Einen Wert von 1 Million Kronen haben auch die Samm
lung des früheren Oberleutnants Josef Helber und die des
Lederfabrikanten Mautner. Sammlungen im Werte von
100.000 und 200.000 sind in großer Zahl vorhanden.
Verschiedenes.
(Eine Kunstausstellung der Ententestaaten in
Paris.) Im Petit Palais zu Paris wird demnächst eine Aus
stellung alter und moderner Kunst der Ententestaaten eröffnet
werden. König Alfons von Spanien stellt für diesen Zweck
seine Goyas zur Verfügung, „Les musdes de la Peninsule"
werden die Velasquez aus ihrem Besitze nach Paris senden.
Aus Italien werden die Meister von Venedig von Bellini bis
Tizian und Canaletto vertreten sein. Die tschechische, ser
bische, kroatische und slovenische Kunst soll ebenfalls vor
geführt werden. Besondere Säle sind der modernen Kunst
(ingeräumt. Sonderbarerweise hat man die Portugiesen
cinzuladen vergessen, die darüber nicht wenig erzürnt sind.
(Chodowieckis Tochter.) Der 100. Todestag Susanna
Henrys hat die Erinnerung an die Tochter und Schülerin
Chodowieckis geweckt, deren künstlerische Leistungen bei
den Zeitgenossen große Anerkennung fand. Die im Jahre 1703
geborene Susanne Chodowiecki widmete sich zuerst der Musik.
Erst nach ihrer Verheiratung mit dem Prediger an der franzö
sischen Gemeinde und Direktor des königlichen Antiken- und
Kunstkabinetts, Henry, entdeckte sie ihre Neigung zu den
bildenden Künsten. 1789 wurde sie von der Akademie der
Künste zum ordentlichen Miglied ernannt. Diese seltene
Ehrung dürfte sie wohl kaum dem Einfluß ihres Vaters ver
dankt haben, der erst im vorhergehenden Jahre zu deren
Vizedirektor ernannt worden war und 1797 wirklicher Direktor
wurde; vielmehr müssen ihre Bilder dem Geschmack ihrer
Zeit außerordentlich zugesagt haben. Dafür spricht auch der
Umstand, daß einige von ihnen vom König angekauft wurden.
Susanne Henry malte Genrebilder und schilderte das häus
liche Leben in innerlich zusammenhängenden Schöpfungen,
wie sie auch Chodowiecki selber und vor ihm der Engländer
Hogarth malten. In einer Serie von acht Gemälden behandelte
sie die gute und schlechte Erziehung, in sechs anderen, die in
den Besitz des Königs übergingen, die gute und schlechte
Haushaltung. Von acht Gemälden, welche die sonntäglichen
Sitten im 18. und 19. Jahrhundert veranschaulichten, wurden
verkleinerte Zeichnungen für den Cottaschen „Almanach des
Dames" hergestellt und in Reproduktionen veröffentlicht.
Unter ihren kulturgeschichtlich interessanten Arbeiten befand
sich auch eine Folge von Darstellungen, welche die Vergnügun
gen der verschiedenen Stände zum Vorv, urf hatten. Außerdem
waren die Kopien der Künstlerin sehr geschätzt, die sie während
eines Aufenthaltes in Paris nach Gemälden flandrischer Meister
und nach Raffael anfertigte.
(Französische Förderungen.) Die Neue Preußische
Korrespondenz meldete kürzlich aus Saarlouis, die französi
sche Besatzungsbehörde habe vom dortigen Bürgermeister die
Herausgabe der Archive und Kirchenbücher aus der Franzosen
zeit sowie der 18 goldenen, mit kostbaren Gobelins bespannten
Stühle erzwungen, die Ludwig XIV. der Stadt Saarlouis als
Geschenk überwiesen hatte. Die von der deutschen Waffen
stillstandskommission angestellten Ermittlungen haben die
Richtigkeit der Meldung ergeben. Die deutsche Kommission
inSpaa hat daraufhin bei General Nudant nachdrücklich
Einspruch gegen das Vorgehen der französischen Behörden in
Saarlouis erhoben und gebeten, die getroffenen Maßregeln
sofort rückgängig zu machen.
Museen.
(Ein Goethe-Museum in Frankfurt a. M.) In Frank-
f urt a. M. erinnert man sich — ein wenig spät — daß man doch
auch ein würdiges Goethe-Museum haben möchte, jedenfalls
hat sich einstweilen eine „Gesellschaft der Freunde des Goethe-
Museums" gebildet, um Mittel zu einem Neubau aufzubringen.
Die Stadt verspricht größere Kapitalien.
Vom Kunstmarkt.
(Ein neues Wiener Kunstauktionshaus.) Die Herren
Glückselig und Wärndorfer kündigen ein „Auktionshaus
für Altertümer" an. In dieser Beschränkung des Programms
liegt große Klugheit, wie denn auch die bei den Wiener Samm
lern bestakkreditierten Namen der Inhaber des neuen Aktions
hauses Gewähr dafür bieten, daß ihre Versteigerungen sich
stets auf weltstädtischem Niveau halten werden. Herr Glück
selig ist ein großzügiger Antiquitätenhändler, der nicht davor
zurückschreckt, bedeutende Summen anzulegen, wenn es sich
um Erwerbung hervorragender Objekte handelt; in Herrn
Wärndorfer hat er einen gleichgesinnten Kompagnon gefunden,
der bisher allerdings nur als Käufer und sachverständiger
Sammler bekannt war. Daß sie ihr Auktionslokal etwas abseits
vom Getriebe des Kunsthandels, im Ehrbarsaale im IV.Bezirke,
etablieren, wird ihren Versteigerungen gewiß nicht abträglich
sein; wie es nie jemanden abgehalten hat, zu einem interessanten
Konzert in den Ehrbarsaal zu pilgern, so wird die Entfernung
sicherlich auch für niemanden ein Hindernis sein, zu den
Auktionen der Herren Glückselig und Wärndorfer in die Mühl
gasse zu gehen.
(Die Sammlung Bock-Reinbeck.) Am 20. Mai gelangt
bei Rudolph Lep kein Berlin die Hamburger Sammlung Bock-
Reinbeck moderner Gemälde auf den Markt. Ohne gerade
evidente Stücke zu bringen, enthält sie manches für die Ent
wicklungsgeschichte der neueren deutschen Kunst Interessantes;
Uhdes Verstoßung der Hagar, zwei gute landschaftliche Ar
beiten Trübners, vier Werke Liebermanns, vier Spitz
wegs, Achenbach, Lenbach, Thoma, Kühl, Schoenleber, Zügel
u. a. Freilich überwiegt ein gewisses Münchener Element; den
Defregger und Grützner und denen um ihnen hat offenbar
eine besondere Liebe des Sammlers gehört.
(Auktionen bei Prestel in Frankfurt a. M.) Die
Kunsthandlung F. A. C. Prestel in Frankfurt a. M. hat, wie
sie uns mitteilt, folgende Sammlungen und Nachlässe zur Ver
steigerung übernommen: 1. Nachlaß Gustav D. Manskopf
(Frankfurt a. M.), Kostbare Porzellane und Gläser, Miniaturen,
Uhren und Dosen, Gobelins, wertvolle alte Stoffe und Spitzen,
Elfenbein- und Holzskulpturen, alte Möbel, Truhen, wertvolle
Bücher a. u. 2. Nachlaß Baronin Erlanger (Schloß Ingelheim).
Gemälde und Zeichnungen (besonders Werke der Romantiker
wie Steinle und Veit), alte Möbel und Antiquitäten. 3. Samm
lung Walter Carl (Frankfurt a. M.). Holzskulpturen, haupt
sächlich frühe Gotik. 4. Sammlung alter und moderner Graphik.
Seltene und wertvolle Blätter von Cranacb, Dürer, Schongauer,
Watson, Boehle, Klinger, Meid, Staufer-Bern, Thoma, Zorn u. a.
Die Versteigerungen finden voraussichtlich im Juni und Juli
statt; Kataloge sind in Vorbereitung und können schon jetzt
bestellt werden.
(Versteigerung bei Albert Kende.) Bei der vom
!”• 20.Mirz abgehaltenen Kunstauktion von Albert Kende
in W ven, wurden folgende bemerkens verte Preise erzielt:
Ölgemälde,Aquarelleund Handzeichnungen. Nr. 1,
Jak. Alt, Ansicht von Turin, K 1650; Nr. 4, Rud. v. Alt,
Gebäude in Budapest, Aquarell, K 5300; Nr. 14, Eugen von
Blaas, Brustbild einer jungen Venezianerin, K 2600; Nr. 20,
Canon, Porträt eines alten Mannes, K 5500; Nr. 22, Ders.,
Porträt einer Dame, K 1100; Nr. 23, Ders., Bruslbild eines