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ORNAMENTALE SCHRIET
ALS E R Z I E H U N G S M I T 1' E L
VON RUDOLF LARISCH
fir können drei große Gruppen Schriftarten imterfcheiden: die
gewöhnliche Hand- oder Verkehrsfchrift, die Druckfchrift und
die »gezeichnete« Schrift, auch künftlerifche oder dekorative,
Zier- oder Schmuckfchrift genannt. Die zwei letzten Gruppen
zufammengelegt geben das, was wir ornamentale Schrift nennen.
Daß lieh bei einer folchen Einteilung die Grenzen vielfach verfchieben, läßt
lieh denken. Gar manche Schreibfehrift ilt voll dekorativem Reiz und wirkt
ornamentaler als viele von den fogenannten monumentalen infehriften aus der
»böfen alten Zeit« und auch von heute. Das gleiche gilt vom Auslcheiden der
Druckfehriften aus den künltlerifchen Schriften. Erhielten doch erftere ihre Voll
kommenheit durch die Hand des Künftlers, und lie werden auch heute häufig
vom Künl’tler entworfen.
Erft feit wenigen Jahrzehnten erfreuen wir uns wieder des erhöhten Interelles
für die Schriftpflege und des Unterrichtes von ornamentaler Schrift in den
Kunftfchulen. In der Zeit vorher hatte der Künftler der Schrift den Rücken
gekehrt und überließ die Herrfchaft auf dem Schriftgebiet dem Kalligraphen.