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ihr rhythmifches Aneinanderreihen, die ornamentale Manenverteilung des Schrift-
leides, die Zeileneinteilung ufw. Diefer Unterrichtsgliederung ftelle ich die Grund
probleme der künftlerifchen Betätigung gegenüber, und zwar: Erltens: die Linie
an lieh, die Linienführung. Zweitens: das Geheimnis der Maße und Proportionen,
ihre Beziehungen zueinander, ihr Zufammenklingen. Das Parallellaufen der Richt
linien eines folchen Schriftunterrichtes mit jenem des künftlerifchen Schaffens
verweilt auf die kunfterziehliche Macht der SchriftpHege und zwar fowohl bei
jenen, die Kunl't darzubieten haben, als bei jenen, die Kunl't aufhehmen.
Schriftfehreiben gibt die Möglichkeit, mit den Buchftaben des Alphabets, dielen
herrlichen, formenreichen Einheiten, zu bauen, aifo zu ordnen, anzuordnen. Wir
können Buchftaben, ohne fie felbft zu verzieren, zu einander in gute Verhältnilfe
bringen und ebenfo Zeilen oder ganze Zeilengruppen, wir können mit Buch
ftaben Metrik, ja fogar Rhythmus erzielen. Denn fchon die Aufgabe, Buchftaben,
Worte, Zeilen und Schriftfelder anzuordnen, erheifcht geftaltendes Schaffen und
führt fo in fchlichter Weife zur Kunl't des rhythmifchen und ordnenden Bildens.
Üben Formbegabte diefe fchlichte Kunft aus — freilich ein feltener Fall —, fo
kann mit einer folchen Schriftgeftaltung, obwohl Einfaches, doch in feiner Art
Vollkommenes entftehen.
Ein weiterer fördernder Schritt war die in den Kunfterziehungskongrelfen angeregte
Erkenntnis der Lehrerfchaft, die Kinder im Schreibunterrichte mit den einfacheren
Formen der ornamentalen Schrift beginnen zu lalfen.
Überhaupt brachte die Zeit der Schriftbewegung eine Reihe von Anregungen
und Problemen, deren Löfung erfprießliche Arbeit zeitigt und eine auslichtsfrohe
Zukunft verfpricht.
Da ift vor allem die Erfaflung der Schriftformen als Funktion des Werkzeuges
auf Grund einheitlicher Schreibzüge, dann die Unterordnung jedes Details unter
die Gefamtbildwirkung, das Erfchauen des Reizes der künftlerifchen Handfchrift
und ihrer graphologifchen Werte, die ornamentale Malfenverteilung des Schrift-
feldes, die fchwierige Frage der Leferlichkeit und das intereflante Kapitel der