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Volltext: Internationale Ausstellung moderner künstlerischer Schrift

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Schriftftumpfheit mit feinen vcrblüiFenden ErgebniiTen, die Handhabung der 
Schriftwerkzeuge, ihre Werkzeuglprache und ihre Auswirkung im Material. 
Ferner die Löfung des Wideritreites von Zier und Zweck, das Abfehätzen optifcher 
Eindruckswerte mit dem Abfchnitt »Optifche Täufchungen« und das Studium 
der Gefchichte der Schrift und des Buches, alles mit dem Ziele auf Schriftgeltung. 
Erfreulich ift heute auch das erhöhte Interefle für die Schriftentwicklung und 
die Geftaltungsergebniße vergangener Jahrhunderte, dann für eindringlicheres 
von der Paläographie kaum beachtetes Studium der Schreibwerkzeuge und ihres 
geftaltenden Einflulfes auf diefe Formenentwicklung. In diefer Beziehung wurde 
z. B. feftgeftellt, daß ein großer Unterfchied in der Wirkung der Schriftfelder 
ftattfindet, wenn beim Schreiben die Federkante parallel zur Kopf- und Fußlinie 
lieht (geradegeftellt), j\ oder aber, wenn fie im Winkel zu diefen 
Linien(Ichräggeftellt) I 1 gehalten wird. 
Mit der gerade geftellten federkante wird die Schrift breitlaufend und licht, mit 
der fchräggeftellten Federkante englaufend und dunkel. Am heften kann diefes 
funktionsergebnis auch wieder im Unterrichte in ornamentaler Schrift ftudiert 
werden. Die gerade Feder führt tatfächlich unwillkürlich zu lockeren, lichten 
Schriftfeldern mit breitlaufenden Buchftabengeftalten. Umgekehrt führt die fchräge 
Feder — ebenfo unwillkürlich — bei denfelben Schriftzügen, zum Beifpiel einer 
Antiqua, zur Engführung, und der Schüler muß befondere Anftrengungen machen, 
wenn er das dichte und dunkel wirkende Schriftfeld aus dekorativen oder andern 
Gründen aufhellen will. 
Ein Bück auf die gelchichtliche Schriftentwicklung der letzten zwei Jahrtaufende 
zeigt uns, daß es immer fo war. 
AUQVANDC^ 
Die QUADRATKAPITALE ift fehr breitlaufend: lie wurde mit der geradege- 
ftellten Federkante gefchrieben, die RUSTIKAKAPITALE dagegen ift fehr
	        
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