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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XVII (1882 / 204)

setzen, die Thongefäße in ein buntes Gewand zu hüllen. Diese Methoden 
haben sich seither hundertfältig erweitert und vervollkommnet. 
Man ersann die Glasur durch Zusatz von Zinnoxyd undurchsichtig, 
weiß, zum sogenannten Email zu machen, und schuf damit die in der 
Folge so berühmt gewordene Majolika. 
Es gelang endlich auch aus weißem Thone selbst directe, feste, weiße 
Gefäße herzustellen, durch passende Beimengungen, schärferen Brand und 
complicirtere, härtere, glasähnlichere Glasur zu unserer heutigen schönen 
Fayence zu kommen. 
Es ließen sich schließlich gewisse Thone oder Thonmischungen 
durch ein äußerst scharfes Feuer zu dichten, steinigen Massen brennen 
- wie sie unser Steinzeug aufweist - und alle diese diiTerenten Producte 
mit immer reicherern färbigem Decor versehen. 
Wer sich der Mühe unterzieht, die Geschichte unserer Industrie 
genau zu studieren, wird leicht den stetigen, stufenweisen Fortschritt ver- 
folgen können, der nach und nach alle diese Methoden zu Tage förderte. 
Stetig, ohne Sprung, reihen sich Errungenschaft an Errungenschaft, wie 
die Glieder einer Kette - ein Streben folgt dem anderen, eine ldee 
gebärt die folgende. 
Ein Sprung geschieht nur bei der Erfindung des Porzellans 
(in Europa), dieses eigenartigen Productes, das sichlan gar keine andere 
Thonwaare anlehnt, aus ganz neuem Materiale, durch neue Comhination 
entsteht. 
Derselbe Sprung an der Stufenleiter der keramischen Neuerungen 
mag auch bei seiner eigentlichen ersten Erfindung in China stattgehabt 
haben, und es gehörte wohl der eigenthümlich grübelnde Combinations- 
geist, der emsige Fleiß und Spürsinn der Chinesen dazu, um die zwei 
Materialien zu paaren, die vereint im Feuer zu Porzellan werden, Kaolin 
und Petuntse (Porzellanerde und Feldspath). 
Das Porzellan ist die technisch am höchsten stehende Thonwaare. 
Die weiße, dichte, halbglasige Masse stellt es hoch über die anderen 
Producte der Keramik. . 
Nichts erinnert am fertigen Porzellangefäß, an dem zarten, milde 
glänzenden, transparenten Materiale, dass es aus Erde hergestellt ist. Das 
Feuer hat hier seine veredelnde Kraft in vollem Maße geübt. 
Ich habe voriges Jahr dem Porzellan in dem allgemeinen Bilde, das 
ich zu entwerfen suchte, nur wenige Worte gönnen können. Die ganz 
besondere Eigenart und Sonderstellung des Productes, die Eigenthümlich- 
keit seiner Darstellung und seine interessante Geschichte rechtfertigen 
es gewiss, wenn dasselbe nun einer speciellen Betrachtung unterzogen 
werden soll. 
Das Porzellan ist also chinesischen Ursprunges. Wann die Kunst 
der Porzellanbereitung in China erfunden worden ist, lässt sich genau 
nicht feststellen. Man war geneigt, entsprechend dem Alter der chinesischen
	        
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