der Verlassenen", „Noch nicht morgen", die eine neue Synthese des Dramas der mensch
lichen Einsamkeit unserer Tage veranschaulichen. Wir sahen da: eine Frau, neben einem
Schlüssel sitzend, ein Antlitz, von dem unterirdisches Feuer ausstrahlt — einen weib
lichen Pegasus auf einem Schmetterling, eine Flügelecke, zu einem Mund geformt,
verschlingt einen Fisch. Nein, das ist kein Hieronymus Bosch, auch kein Breughel oder
Salvador Dali. Sondern es ist deutsche Romantik, vereint mit dem Geist weltumfassender
Größe, der dem Österreich eines Maximilian oder Karl des Fünften eigen war. Diese
malerische Verbindung von wahrer Form und Phantastischem, ihre Feinheit und die
Vielfalt an Nuancen, der Reichtum in der Farbgebung, machen uns den Niederschlag
von Visionen zugängiich, die an die Versuchung des Heiligen Antonius von Fiaubert
erinnern. Der Himmel, den waagrechte oder geradlinig schräge Unwetter durchziehen,
sendet tiefe Nacht auf die gespenstergleichen Lebewesen. Reny Löhner versteht es aber
auch, ihre Erfindungsgabe Theaterdekorationen und Kostümen zugute kommen zu lassen,
die, präzis in der Linienführung, weich in den Farben ineinanderfließen.
Wie schön, daß ein französischer Komponist beabsichtigt, bei dieser Künstlerin Inspira
tionen zu suchen. Die originellen und symbolischen Schöpfungen von Reny Löhner sind
so recht dazu angetan, auch unserem Opernprogramm eine malerische Erneuerung
zu bescheren.
(Adolphe de FM.GAIROLLE, „Le Provenfa/“)
+ 27. Mai 1956
Reny Löhner versteht es, mit einer Überfülle halluzinierender Details Visionen wieder
zugeben, die an Salvador Deli und Leonor Fini erinnern, so seltsam und zugleich dämonisch
muten sie an. Eine höchst eigenartige Künstlerin.
(„VInformation*', ,,Les Arts“)
^ 1. Juni 1956
*
Der österreichische Botschafter in Paris hat die Ausstellung Reny Löhner in der Galerie
Allard, 20, rue des Capucines, eröffnet. Durch ihre poetische Kunst, ihre visionäre
Phantasie erinnert Reny Löhner an Hieronymus Bosch und Breughel. Eine feinfühlige,
eine große Künstlerin, deren Zeichnungen ebenso gut sind, wie ihre Malereien.
(gez R, H,, ,,La Croix“)
1. Juni 1956