ihr herz für klimt zu entdecken, wie lang noch und er wird ,unser
klimt* sein.“
bis zum liebevollen wörtchen „unser“ dauert es allerdings in
Wien, der stadt der musikalischen Ohrmuscheln und der (schlechten)
denkmäler, recht lange, denn die denkmäler kommen erst später,
nach dem tod. auch stehen sie dann meistens nur auf den platzen
und nicht immer in den herzen.
aber nicht bloss klimt behandelte man unfreundlich, auch andere,
z. b. franz metzner und emil orlik. wenn sich schon die besucher
abzufinden oder gar hineinzufinden bemühten, kam eine neue irri-
tierung, ein neuer ablenkungsversuch, eduard pötzl erlaubte sich mit
„humor“ — das wort ist doch richtig, ich habe mich erkundigt! —
zu berichten:
„es sind doch unbestritten künstler in den reihen der ober
modernisten. aber sie bringen es nicht über das herz, dem beschauer
einen ungestörten genuss zu vergönnen, vor allem ihr führer gustav
klimt. meister einer unheimlich ausgebildeten technik. wozu nützt er
sie? um ein gemisch von pfauenschweifen, perlmuttermuscheln, silber-
krätze, fiittergold und Schneckenschleim mit eingestreuten braunen
grieben zu malen, das fast auf allen bildern wiederkehrt, manchmal
ist ein stück menschlichen antlitzes oder körpers dabei, manchmal
nicht, manchmal wieder des schönen fleisches zu viel, diesmal zeigt
uns eine danae ihre reize, doch nicht etwa stehend, sitzend, liegend,
nein, zu gewöhnlich, die danae ist zusammengerollt wie ein bündel
alter stopfwäsche, und in dieser läge, die kein weib der weit jemals
freiwillig eingenommen hat, lässt sie uns einen halben busen und
einen schenke! bewundern, das übrige ist, wie gewöhnlich, mit perl-
mutter- und pfauenschweifmotiven etc. ausgefüllt. ich kann mir nicht
helfen, ich finde es ungesund, einen weiblichen körper so einseitig
darzustellen. ich bin für natürliche dinge eingenommen, und wenn
man mir das bild antrüge, so würde ich sagen: ,verehrter meister,
rollen sie mir die person zunächst wieder auf, dann wollen wir weiter
reden, meinetwegen darf ein rostbraten gerollt sein, aber bei einer
danae hat es keinen sinn‘.“
„oder der professor metzner. auch ein könner. aber manche seiner
hieratischen fratzen sind zum davonlaufen. und dann seine neuartigen
karyatiden. er knickt ihnen einfach den köpf ab und lässt sie damit
scheinbar ein gesims tragen, der anblick ist geradezu widersinnig und
peinlich, auch machen sich manche seiner figuren allzuviel mit den
zehen zu schaffen, wobei sie ihren körper furchtbar verkrümmen
müssen, es ist ja nicht zu leugnen, dass nachdenkliche menschen zur