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Dr. Leander Ditfcheiner.
werden konnte, fo dafs nach ausgedehnteren Verfuchen Sömmering fchon am
29. Auguft 1809 in der akademifchen Sitzung damit experimentiren und einen,
aber erft 1811 veröffentlichten, Vortrag halten konnte. Der Apparat beruht bekannt
lich auf der durch den elektrifchen Strom hervorgerufenen Zerfetzung des Waffers.
Von der einen zur anderen Station find 35 Drähte gelegt, welche auf der abge
benden Station an Metallftäbchen gelöthet, an der aufnehmenden Station aber
mit ihren vergoldeten Enden in eine mit angefäuertem Waffer gefüllte Wanne
reichen. Jeder diefer Drähte entfpricht einem beflimmten Buchftaben oder einer
Ziffer, welche bei feinen Enden verzeichnet ift. Bringt man nun die Poldrähte
einer Volta-Batterie mit je einem Metallftäbchen in Berührung, fo fchliefst fich der
Strom durch das angefäuerte Waffer der anderen Station und wird fich an den ent-
fprechenden vergoldeten Enden an einem Wafferft.off, am anderen Sauerftoff ent
wickeln und fo der mit der Abnahme der Depefche Beauftragte fogleich erkennen,
welche Buchftaben telegraphirt wurden, deren Folge fo beftimmt wurde, dafs
jener Buchftabe, an deffen entfprechendem Drahtende fich Wafferftoff entwickelt,
dem anderen vorausgeht. Bei diefem Apparate befindet fich auch bereits die Idee
des Weckers verwirklicht. Ueber zwei der Goldfpitzen befand fich nämlich ein
leicht beweglicher Hebel, an deffen einem Hebelarme fich eine löffelartige, nach
unten gerichtete Höhlung fo befand, dafs fich die durch den Strom entwickelten
Gafe in ihr fammelten und in Folge ihres Aufdruckes den Hebel hoben. Dadurch
wurde ein am anderen abwärts gehenden Hebelarme befindliches Bleikügelchen
zum Rollen gebracht und fiel diefes in einen Trichter und durch denfelben auf
das Sperrwerk eines Glockenuhrwerkes, welches, dadurch ausgelöft, das gewünfchte
Signal gab. Von dem einen weiteren Fortfehritt der Telegraphie bildenden Appa
rate des ruffifchen Staatsrathes Baron PawelLawowitfch Schilling von Can-
ftadt (1832) war nur eine Zeichnung ausgeftellt. Es war diefs der erfte Nadel
telegraph, mit welchem durch entgegengefetzt gerichtete Ströme nach rechts und
links erfolgende Abweichungen der angewandten einzigen Multiplicatornadel,
die verfchiedenen Buchftaben und Zeichen zufammengefetzt wurden. An einer am
Aufhängedrahte angebrachten Papierfcheibe, die im Ruheftande der Nadel die
fchmale Seite, bei verfchieden gerichteten Strömen aber die verfchieden gefärbten
Vorder und Hinterfläche dem Beobachter zukehrte, konnte leicht und fchnell
die Stellung der Nadel erkannt werden, die durch eine eigenthümliche Vorrich
tung, die von einem an unteren verlängerten Ende des Aufhängedrahtes befeftig
ten in Queckfilber beweglichen Ruderchen gebildet wurde, in ihrer Lage fchnell
zur Ruhe gebracht wurde. An diefen Apparat fchliefst fich jener von Gauss und
Weber im Jahre 1832 zu Göttingen conftruirte an, welcher die dortige Sternwarte,
das phyfikalifche Cabinet und das magnetifche Obfervatorium durch eine telegra
phifche Leitung verband. Gauss und Weber wandten grofse Multiplicatoren an,
deren einer auf der Sternwarte befindlich gewefene auf der Ausftellung war. Der
25pfündige, faft vierFufs lange Magnetftab, war in einemMultiplicator von 270 Win
dungen von 2700Fufs Länge. Mittelft eines Fernrohres und eines an dem Aufhänge
drahte des Magnetes befindlichen Spiegels konnte nach der bekannten Methode der
Spiegelablefung die Rechts- oder Linksdrehung des Magnetes erkannt werden. Zur
Erzeugung des Stromes wendeten fie einen Magneto-Indudlor an, beftehend aus zwei
oder drei grofsen parallel und vertical geftellten Magneten, über welche eine Spule
mit Drahtwindungen., welche mit dem Multiplicator in Verbindung ftanden, von der
Mitte aus gegen das eine Ende hin gefchoben werden konnte. Bei jedem Auf
heben und wieder Niederlaffen der Spule wurden entgegengefetzte inducirte
Ströme in den Drahtwindungen erzeugt, welche der Nadel im Sinne des erften
Stromes, in Folge des rafch folgenden entgegengefetzten Stromes aber nur kleine,
im Fernrohre aber deutlich fichtbare Ablenkungen ertheilen, wobei der Vortheil
eintritt, dafs die Nadel nur kleine Zuckungen macht, in kurzer Zeit aber wieder
fülle fteht. Mittelft eines Commutators konnte diefen Strömen die entgegengefetzte
Richtung gegeben werden. Bei dem nach dem Principe von Gauss und Weber, fpäter