lsolde Maria Joham
Die Künstlerin wurde 1932 in Mürzzuschlag geboren
und studierte in Wien auf der Akademie für
angewandte Kunst, die sie auch 1955 mit einem
Lehrauftrag betraut hat. Ab 1963 leitet sie eine
Klasse für Wandmalerei. Aufträge und Berufungen
führten sie an viele bekannte Glas- und Porzellan-
produktionsstötten in vielen Staaten Europas.
Hervorzuheben ist eine Einladung an das Rosenthal-
Studio und die Einladung an eine venezianische
Glashütte sowie an die Glashütte Riedel in Kutstein.
In ihren großen Acrylbildern manifestiert sich
unabhängig von ihren beruflichen künstlerischen
Arbeiten eine freie Kreation ihres persönlichen
Welterlebens. Es scheint durchaus kein Zufall zu
sein, daß dieses Erleben sehr stark von kristallini-
schen Farmen oder Schichtungen geprägt ist. Der
Stein, der Berg und das Wasser sind dominierende
Bildelemente. Alles hat deutlich seine Licht- und
Schattenseiten.
Ein Welterlebnis, haben wir gesagt. Es ist die Natur,
immer wieder die Natur, die uns in den Bildern der
Joham begegnet. Eine Landschaft, offen und weit-
hingebreitet, voll schrafter Berge und tiefer Täler,
Meeresbuchten, Seen und anderer Gewässer, doch
allemal leer ieder menschlichen und tierischen Wesen.
Und das gilt nicht nur von Phantasielandschaften,
sondern auch von solch konkreten Ansichten wie
iener von Friaul oder von der Schneealm. Kühle
breitet sich aus. Klarheit bis zum fernen Horizont,
über dem immer wieder ein heller Streifen zur
unermeßlichen Tiefe des Himmels überleitet. Florale
Elemente, wir sehen sie deutlich auf den Bildern
„Totensee auf der Grimsel" und „Friaulische Land-
schaft", sind die einzigen bekannten Lebewesen,
welche die Erde der Joham bevölkern. Wir können
Baumreihen, ähnlich strukturiert wie die Steintorma-
tionen, feststellen. Almhänge scheinen zumindest
nicht restlos verkarstete Berge zu zeigen, sondern
mit ihren grünen Matten in die Felskogel hachalpiner
Gipfel hineinzureichen.
Und dann, irgendwoher vorn Himmel oder wie eine
Tarnkappe über ganze Gebirgsstöcke gestülpt,
kommen sonderbare Geflechte, quallenartig, aber in
freudigen Farben leuchtende Gebilde, die das Bild
beherrschen, herabgeschwebt. Erscheinungen, die
allein von der Künstlerin wahrgenommen werden.
Es sind innere Gesichter, geprägt durch eine von
vielen Aufträgen bedingte intensive Beschäftigung
der Joham mit metaphysischen Dingen. Hier wurde
ein Nexus transzendenter Begriffe mit reol
Geschautem gesetzt. Lichterscheinungen, wie sie uns
vom Nordlicht bekannt sind, wurden in einer über-
höhenden und verfremdenden Weise einer einsamen
und stillen Welt übergeordnet und sie solcherart
gleichsam in ihrem Sosein mit einem Schein der
Verklärung umgeben. Die großen netzartigen
Gebilde, Kalkskeletten vergleichbar, lassen an die
Gefahren der Verkorstungen, an den Verlust des
Fleisches dieser Erde denken. Sie strahlen aber auch
eine sonderbare Beruhigung aus. Es scheint, als
würde sich eine große Heimkehr in ein Urlicht
anbahnen - Richard Däubler fällt einem in diesem
Zusammenhang ein - und der Planet scheint sich aus
seiner Sonderstellung auf den Weg in die Gemein-
schaft der anderen Himmelskörper zu begeben.
Alois Vogel
1 Tatensee auf der Grimsel, W76,
MischtechniklKarton, 55 x es cm
Bucht, Dip chon. 1'177, Acryl!
Leinwand, 1 s x 172 cm
Regenbagentriptydion, 197a,
AcryllLeinwand, 12a x 25a cm
lsolde Maria Johann
auN
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