und für die Wiedergabe ungewöhnlicher Stimmungen zeigt. Beide
Meister waren auch Lehrer einer dritten Generation von Utagawa-
Meistern,
Ihr Zeitgenosse Kikugawa Eizan (1787—1867) wandte sich, nach- Eiian
dem er mit Schauspielerbildern begonnen hatte, dem Frauenbildnis Tafel 36
zu und gewann nach dem Tod des Utamaro bald einen großen
Publikumserfolg.
In dieser Spätzeit des japanischen Holzschnittes arbeiteten aber
neben Toyokuni und seinen Nachfolgern noch zwei Meister, deren
Erfolg schon in ihrer Heimat überwältigend war, die aber in der
abendländischen Welt nicht nur am frühesten bekannt und berühmt,
sondern auch so populär wurden, daß sie in fast automatisdier
Reaktion bei den Ästheten des japanischen Holzschnittes zeit
weise in Verruf gerieten, als vulgär oder als Verfallserscheinung
gewertet wurden. Heute wird den beiden Meistern, Katsushika
Hokusai (1760—1849) und Ando Hiroshige (1797—1858) eine
gerechtere Wertung auch in Fachkreisen zuteil; ihre breite Publikums
wirksamkeit war auch durch diese abschätzigen Urteile nie in
Frage gestellt worden. Sie beruht wohl zum guten Teil darauf,
daß sie beide vorzugsweise Landschafter waren und ihre Werke daher
dem Verständnis der westlichen Welt weitgehend entgegenkamen,
zumal sie beide bereits die europäische Zentralperspektive an wendeten,
welche die Japaner von den Holländern in Nagasaki kennengelernt
hatten. Es scheint tatsächlich so, als hätte ein auf Gleichgewicht
bedachtes Schicksal sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts,
knapp vor dem Erlöschen der Holzschnittkunst, besonnen und ein
gesehen, daß ein Thema, das an sich in der gesamten ostasiatischen
Kunst einen so bevorzugten Platz einnimmt, die Landschaft, gerade
im Holzscdmitt bisher nur eine Nebenrolle gespielt hatte, und als
hätte dieses Schicksal nun im Schaffen zweier Meister sowohl der
Bedeutung als auch sogar dem Umfang nach alles Versäumte nach
zuholen getrachtet. Dabei sind aber beide Meister keineswegs nur
Landschafter.
Hokusai trat 1777 in das Atelier Shunshös ein und erhielt den Hokusai
Künstlernamen Shunro. Seine Schauspielerbildnisse aus dieser Zeit Tafel 40—46
stehen begreiflicherweise ganz unter dem Einfluß seines Lehrers. Aber
1785 entzweite er sich mit diesem und verließ das Atelier. Er
widmete sich nun dem Surimono, einer Art von höchst verfeinerter
Gebrauchsgraphik, die Glückwunschkarten, vor allem zum Neujahrs
fest, Einladungen zu Konzerten oder Festen, Anzeigen von privaten
Ereignissen und dergleichen umfaßte, dann der Buchillustration und
gab Serien heraus, welche den,,53 berühmten Raststationen desTökaidSj JT ^
der Reichsstraße zwischen Edo und Kyoto, gewidmet sind. Auch in
diesen spielt aber die Landschaft noch eine bescheidene Rolle, Schilde
rungen des Volkslebens herrschen vor. Denn das zeichnet Hokusai
vor allem aus, daß in seiner Kunst nun wirklich das gesamte Leben,
auch in seinen banalen, grotesken, häßlichen Erscheinungen, mit
gleichem Interesse, ja mit gleicher Liebe erfaßt wird. Pflanze und
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