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Tier und selbst die unbelebte Materie, Fels und Wasser, treten in 
seinem Werk gleichberechtigt neben den Menschen. Hokusai war 
kein Ästhet, sondern ein großer Bejaher des Lebens, das ihm inter 
essant erschien, wo immer er es packte. Zeugnis dafür sind die vier 
zehn Bände seiner „Mangwa“ (=; flüditige Zeichnungen), die 1814 
zu erscheinen begannen. Aber erst 1823 begründete er seinen 
Ruf mit der Serie „Sechsunddreißig Ansichten des Fuji“, der dann 
weitere Serien, die „Wasserfälle“, die „Brücken“, die grausigen 
„Hundert Erzählungen“, die „Hundert Gedichte“ und die „Dichter 
Chinas und Japans“, folgten. 1834 waren in Form dreier Hefte die 
in Schwarzweißtechnik gezeidineten „Hundert Ansichten des Fuji" 
erschienen, vielleicht sein geschlossenstes und großartigstes Werk. 
Seine Landschaftskunst ist dekorativ, oft monumental und symbol 
haft, viele seiner Blätter haben die innere Größe von Wandgemälden. 
Als er im neunzigsten Lebensjahr starb, klagte er, daß ihm das Schick 
sal nicht ein paar Jahre mehr gegönnt habe, um ein großer Maler 
Zu werden! 
Hiroshige Auch Hiroshige machte eine Ausbildung durch, die nicht auf sein 
Tafel 47—52 späteres Hauptarbeitsgebiet deutete. Er war ein Schüler des Utagawa 
Toyohiro (1763 oder 1773—1828), der vielleicht der Bruder und 
jedenfalls sidier ein Mitschüler des Toyokuni war. Bis zum Tode 
seines Meisters blieb er in dessen Atelier, und wir wissen wenig über 
seine Arbeiten aus dieser Zeit. Sein Ruhm beginnt erst, als er sich 
nach 1830 in immer steigendem Maße der Landschaft zuwendete. 
1834 erscheint die erste und zugleich bekannteste seiner vielen Serien 
mit Ansichten von der Tokaidö-Straße. Japans landschaftliche Schön 
heit, die er auf seinen vielen Reisen als Inspektor der Wasserwege 
immer neu erlebte, blieb nun das Hauptthema seiner Kunst, freilich 
nicht das einzige. Er hat wundervolle Vogelbilder geschaffen, und 
eines seiner berühmtesten Werke ist eine Serie mit Darstellungen von 
Fischen. Daß er auch ein Meister der figuralen Darstellung war, 
beweist die oft sehr reiche Staffage seiner Landschaften. Sie zeigt 
allerdings, daß auch er, so wie Hokusai, das alte Schönheitsideal 
verlassen hatte und sich dem Alltagsleben zugewandt hatte, das er 
selbst in seinen flüchtigsten Äußerungen mit verblüffender Treffsicher 
heit wiederzugeben wußte. Stärker aber als bei Hokusai liegt bei ihm 
das Hauptgewicht seines Schaffens auf der Landschaft. Diese erreicht 
bei ihm zwar kaum jemals die verdichtete, symbolhafte Wirkung wie 
Hokusai, dafür aber ist sie intimer, oft von erstaunlicher V7irk- 
lichkeitsnähe und voll von zarten Stimmungen, wie sie aus der 
Wechselwirkung von Natur und Gemüt entspringen. Als er seinen 
Tod herannahen fühlte er war ein Opfer der Gholeraepidemie 
von 1858 schrieb er ein Gedicht, in dem er sagt, er bereite sich 
Zur Reise vor, um nun auch die berühmten Orte des Westlandes zu 
sehen; das Westland ist das Paradies des sanften Amida Buddha. 
Hiroshiges Wendung zur Landschaft vollzieht sich ungefähr zehn 
Jahre nach der Hokusais, und ungefähr zehn Jahre mehr gönnte 
ihm das Schicksal über dessen Tod hinaus an Arbeitszeit. So werden
	        
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