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Ehe wir aber zur Betrachtung der Textilkunst in Frankreich über
gehen, möge kurz die der anderen nördlichen Länder berührt werden.
Von niederländischen Stoffen finden wir in dem Verzeichnisse der
Kronmöbel unter Ludwig XIV. als die anscheinend kunstvollsten „flan
drische Brokatelle“ erwähnt, so einen dreifarbigen 1 oder den folgenden :*
,... brocatelledeFlancLre,fonds
aurore ä grandes fleurs bleues nuees
de blanc . . .“
flandrischen Brokatell,
hochorange farbiger (morgenroter)
Grund mit großen Blättern, blau
mit weiß abschattiert. . .“
Die anderen scheinen meist von minderer Ausführung zu sein und
sind offenbar teilweise aus Wolle hergestellt, wie indem folgendenBeispiele: 5
„.. .brocatelledeFlandre,fonds \ „ . . . flandrischer Brokatelle,
rouge, ä fleurons de laine aurore et roter Grund mit Blumenwerk aus
blanc . . .“ morgenroter und weißer Wolle . . .“
Trotz des anscheinend bedeutenden Aufschwunges der niederländi
schen Seidenindustrie im 17. Jahrhundert 4 war man für die besten Stoffe
jedenfalls immer noch auf Italien und später auf Frankreich angewiesen; das
Seidenmateriale für die einheimische Weberei mußte natürlich eingeführt
werden und zwar aus Spanien und Italien.
England hat in der Kunstweberei noch keine Bedeutung.
„Serge de Londre“ wird in dem genannten französischen Ver
zeichnisse häufig erwähnt; doch bezeichnet er einen ungemusterten Stoff. 5
Von Deutschland wird noch (Seite 292) die Rede sein.
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Auch die französischen Stoffe stehen, wie bereits gesagt, noch nach
der Mitte des 17. Jahrhundertes gegen die italienischen zurück. Die Stoffe
aus Tours, Avignon, Aumale, St. Lö, Mouy, Sedan, Usseau, Marseille, von
denen in dem Verzeichnisse die Rede ist, sind durchaus einfacherer Art.
Nur in Lyon wurden schon in den sechziger Jahren des 17. Jahr
hundertes alle wichtigeren Stoffarten erzeugt: Serge, Samte, Brokatelle,
Brokate, und zwar „petit brocat“ und „tres riche brocat“.
Für die künstlerische Stellung Lyons ist aber eine Eintragung in dem
vielgenannten Verzeichnisse aus dem Jahre 1666 sehr bezeichnend
1 A. a. O. II., Seite 320, Nr. 886, Eintragung vom Jahre 1680.
2 A. a. O. II., Seite 398, Nr. 1438, Eintragung vom Jahre 1690.
s A. a. O. II. Seite 238, Nr. 538. — Vgl. bei Savary, a. a. O. „Satin de Bruges“ und
„Damasse“.
4 Vgl. Jan Kalf a. a. O. S. 53 ff.
4 Vgl. auch bei Savary, „Londres.“
« A. a. O. II., Seite 183, Nr. 29.