MAK

Volltext: Künstlerische Entwicklung der Weberei und Stickerei innerhalb des europäischen Kulturkreises von der spätantiken Zeit bis zum Beginne des XIX. Jahrhundertes, mit Ausschluss der Volkskunst : Textband

252 
Ehe wir aber zur Betrachtung der Textilkunst in Frankreich über 
gehen, möge kurz die der anderen nördlichen Länder berührt werden. 
Von niederländischen Stoffen finden wir in dem Verzeichnisse der 
Kronmöbel unter Ludwig XIV. als die anscheinend kunstvollsten „flan 
drische Brokatelle“ erwähnt, so einen dreifarbigen 1 oder den folgenden :* 
,... brocatelledeFlancLre,fonds 
aurore ä grandes fleurs bleues nuees 
de blanc . . .“ 
flandrischen Brokatell, 
hochorange farbiger (morgenroter) 
Grund mit großen Blättern, blau 
mit weiß abschattiert. . .“ 
Die anderen scheinen meist von minderer Ausführung zu sein und 
sind offenbar teilweise aus Wolle hergestellt, wie indem folgendenBeispiele: 5 
„.. .brocatelledeFlandre,fonds \ „ . . . flandrischer Brokatelle, 
rouge, ä fleurons de laine aurore et roter Grund mit Blumenwerk aus 
blanc . . .“ morgenroter und weißer Wolle . . .“ 
Trotz des anscheinend bedeutenden Aufschwunges der niederländi 
schen Seidenindustrie im 17. Jahrhundert 4 war man für die besten Stoffe 
jedenfalls immer noch auf Italien und später auf Frankreich angewiesen; das 
Seidenmateriale für die einheimische Weberei mußte natürlich eingeführt 
werden und zwar aus Spanien und Italien. 
England hat in der Kunstweberei noch keine Bedeutung. 
„Serge de Londre“ wird in dem genannten französischen Ver 
zeichnisse häufig erwähnt; doch bezeichnet er einen ungemusterten Stoff. 5 
Von Deutschland wird noch (Seite 292) die Rede sein. 
m ® • • 
Auch die französischen Stoffe stehen, wie bereits gesagt, noch nach 
der Mitte des 17. Jahrhundertes gegen die italienischen zurück. Die Stoffe 
aus Tours, Avignon, Aumale, St. Lö, Mouy, Sedan, Usseau, Marseille, von 
denen in dem Verzeichnisse die Rede ist, sind durchaus einfacherer Art. 
Nur in Lyon wurden schon in den sechziger Jahren des 17. Jahr 
hundertes alle wichtigeren Stoffarten erzeugt: Serge, Samte, Brokatelle, 
Brokate, und zwar „petit brocat“ und „tres riche brocat“. 
Für die künstlerische Stellung Lyons ist aber eine Eintragung in dem 
vielgenannten Verzeichnisse aus dem Jahre 1666 sehr bezeichnend 
1 A. a. O. II., Seite 320, Nr. 886, Eintragung vom Jahre 1680. 
2 A. a. O. II., Seite 398, Nr. 1438, Eintragung vom Jahre 1690. 
s A. a. O. II. Seite 238, Nr. 538. — Vgl. bei Savary, a. a. O. „Satin de Bruges“ und 
„Damasse“. 
4 Vgl. Jan Kalf a. a. O. S. 53 ff. 
4 Vgl. auch bei Savary, „Londres.“ 
« A. a. O. II., Seite 183, Nr. 29.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.