77" „ ,
Modelliren müsste das Schwergewicht gelegt werden. Chemie und Emaillerie
kann nur für einzelne wenige Lehrlinge passend sein, da die Vorbildung
derselben eine sehr geringe ist; das Zeichnen, Modelliren und in gewisser
Hinsicht das Ciseliren und Graviren bleibt die Hauptsache.
Mit Lebhaftigkeit wurde der Gedanke der Herausgabe eines Vor-
lagcnwerks ergriEen. Mit überwiegender Majorität erklärte die Ver-
sammlung sich für ein Specialwerk für Goldschmiedekunst, welches,
herausgegeben vom Oesterr. Museum, gute einfache Gegenstände aus den
verschiedenen Stylen enthielte. Es ist aber kein Zweifel, dass die Heraus-
gabe eines solchen Werkes grössere Vorbereitungen und Geldmittel in
Anspruch nehmen wird, da der Kupferstich und Farbendruck nicht zu
vermeiden sind. Der Unterzeichnete hat es übernommen, ein Programm
für ein solches Werk,.welches auch der lmitationswaare (in Gablonz) von
Nutzen wäre, zu arbeiten, und sich die Mittel vom h. Handelsministerium
zu erbitten.
R. v. Eitelberger.
Gofäas aus den Vereinen Tscha-no-yu.
Herr Heinrich v. Siebold hat dem Oesterr. Museum ein interes-
santes Thongefäss japanischer gProvenienz zum Geschenke gemacht und
diese Sendung mit folgenden erklärenden Zeilen begleitet, die wegen der
Seltenheit ihres Gegenstandes von allgemeinem Interesse sein dürften:
"Das beifolgende irdene Gefäss, aus der Alterthums-Samrnlung des
japanischen Gelehrten Nina Gawa in Yeddo stammend, hat gemäss der
Aussage dieser Persönlichkeit, welche in solchen Fragen volle Autorität
besitzt, für den Japaner einen hohen Werth. Der grosse Werth dieses
an sich so bescheidenen Gegenstandes liegt in dem historischen und ar-
chäologischen Interesse, das er bietet, indem besagtes Gefäss, welches
selbst in Japan fast ganz in Vergessenheit gerathen war, bei den geheimen
Gesellschaften Tscha-no-yu gebraucht wurde.
Ueber den Ursprung dieser dem Europäer fast noch ganz fremden
Verbindungen bestehen verschiedene Berichte, ihre Hauptbltithezait war
aber unter der Regierung des Kaisers Taikosama, der im Jahre 1588
die Gesellschaft Tscha-no-yu. mit neuen Statuten versehen, zu Kitano
bei Osaka wieder einführte. Seine Zwecke waren sowohl moralischer als
politischer Natur. In Folge der verheerenden Religionskriege war das
ganze Volk entartet und verwildert, aller Sinn für Künste und Wissen-
schaften, der frühef nach und nach rege geworden, war wieder unter-
gegangen und nur die rohe Kraft geachtet; an Stelle der Gesetze herrschte
das Faustrecht. Der tiefdenkende Taikosama begriff, dass er die rohen
Gemüther besänftigen, sie wieder an die Künste des Friedens gewöhnen
müsse, um seinem Lande den Wohlstand, sich und seinen Nachkommen
die Herrschaft zu sichern. In dieser Absicht rief er die Gesellschaft