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Volltext: Österreichische Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart

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Das Udvarhelyer Lonütat. 
Der alte Udvarhelyer Stuhl war einer der uralten sieben Szeklerstiihle und wurde 
nach Überlieferung und Gewohnheitsrecht immer als der Mutterstnhl, das heißt als der 
erste der Szeklerstiihle betrachtet. Sein Hauptort war die jetzige Stadt Udvarhely, in 
deren Mauern die Szekler Nation ihre Tage abhielt und wo auch ihr Siegel aufbewahrt 
wurde. Jni Kriegsfall aber, wenn diese Nationalversammlungen so stark besucht waren, 
daß in der Stadt nicht Raum genug war, versammelte man sich auf dem Anger von 
Aghagfalva, nahe bei Udvarhely. Der Udvarhelyer Stuhl hatte auch zwei Filialen: 
die Filialstühle Kereßtnr und Bardocz. Zu diesem dreifachen Stuhl wurden bei der 
Neuordnung der Comitate im Jahre 1876 noch ein paar Sachsendörfer des benachbarten 
Schüßburger Stuhles geschlagen und so das jetzige Udvarhelyer Comitat gebildet, das im 
Norden an die Comitate Maros-Torda und Csik, im Osten gleichfalls an die Csik, im 
Süden an die Comitate Häromßek, Groß-Kokel und Maros-Torda grenzt. Der Fremde, 
der den Blick nach der nordöstlichen Grenze des Comitats wendet, könnte glauben, hier 
sei die natürliche Grenze des Landes. Da hält nämlich ein Berg- und Waldriese Wacht, 
die Hargita, von deren 822.000 Katastraljoch 196.000 zum Udvarhelyer Comitat gehören, 
lauter Fichten-, Eichen- und Buchenwald. Ersteigt man die Galusa-Höhe, die sich über 
Olähsalu1798 Meter hoch erhebt, so fühlt sich Geist und Auge entzückt von dem Bilde, das 
sich erschließt. Das Fernglas erblickt noch die entlegensten Berge Siebenbürgens, und wenn 
man nach Osten schaut, sieht man erst, daß man sich nicht an der Landesgrenze befindet. 
Dort unten lacht das Altthal herauf, man sieht die Dörfer der Unteren und Oberen Csik 
schimmern und weiterhin entfaltet sich ringsum der Kranz der östlichen Grenzgebirge. 
Begibt man sich aber nach der Südgrenze des Comitats, so stößt man wieder ans eine 
große Waldung, die der Fremde für die Südgrenze des Comitats halten möchte. Es ist 
der Rikawald, wo der Sage nach Attila nach seinen großen Feldzügen gerne der Ruhe 
Pflegte und wo auch seine Gemahlin, Königin Rika, am Ufer des Rikabaches bestattet 
wurde. Auf ihr Grab ließ Attila einen ungeheuren Kalksteinfelsen wälzen, um ihr die ewige 
Ruhe zu sichern. Die Sage hat sich im Volksmund erhalten, aber der gewaltige Grabstein 
ist verschwunden. Vor etlichen Jahren haben die guten Szekler ihn zerstückelt und Kalk 
daraus gebrannt. 
Der Rikawald ist nicht die Grenze des Udvarhelyer Comitats, denn jenseits liegen 
noch neun Ortschaften des alten Bardoczer Stuhles. Dies ist die eine Hälfte des schönen, 
von Kriza besungenen Erdövidek (Waldgebiet). Allein der Rikawald hat nicht nur den 
Vorzug, die Leiche einer Königin in seinem Schoße zu hegen, er scheidet auch zwei Mund 
arten der Szekler voneinander. Diesseits (gegen Udvarhely hin) wird mit ö gesprochen,
	        
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