Welt der Ersdieinungcn, die der Künstler in sein Werk auf
nimmt, fast ausnahmslos auf den einen Nenner der Umriß
wirkung gebracht werden muß, ergibt sich eine strenge Ver
geistigung, eine gleiche Richtung der Wirkung, die selbst bei
den verschiedensten Ausgangspunkten — weit zurückreichende
Überlieferungen und frischeste, unbefangene Beobachtung sind
hier die Pole — und bei der verschiedensten Zielsetzung die
künstlerische Einheit sichern.
Dazu kommt als drittes ein Zufall: da der Gerbungsprozeß
das Papier der Schablonen dunkelbraun färbt, ergibt sich für
die Blätter von selbst eine starke graphische Wirkung, sobald
sie gegen einen hellen Hintergrund gesetzt werden. Bald ist
cs, wie in den positiven Schablonen, die Wirkung von Scheren
schnitten oder großflächigen Holzschnitten, bald, wie in den
Linienschnitten und den negativen Schablonen, die Wirkung
weißer Zeichnungen auf dunklem Grund. Mischungen beider
Möglichkeiten, etwa die mit Positiv- und Negativschnitt im
Schachbrettschcma wechselnden Schablonen oder die freien, in
vielfältiger Mischung entstandenen Schablonen, ergeben be
sonders reizvolle Wirkungen.
Meist dürften die Schabloncnschncider auch die Entwerfer und
Erfinder der Muster gewesen sein, wobei ihnen allerdings der
große Schatz ornamentaler Überlieferung ihres Volkes zur
Verfügung stand; wir wissen aber, daß auch Holzsdinittkünst-
1er, wie Hpkusal oder Kitao Masanobu, Entwürfe für Scha
blonen. in ihren Vorlagenbüchern brachten,
Es ist bei diesem hohen künstlerischen Eigenwert der Färber
schablonen daher kein Wunder, daß sie in Europa um ihrer
selbst willen, aber auch wegen ihrer vorbildlichen und kunst-
erzieherischen Wirkung gesammelt wurden, wozu sich, als
dieser Zweig des japanischen Kunstgewerbes der europäischen
Maschine weichen mußte und man die Schablonen nicht mehr
brauchte, leicht Gelegenheit bot. Das Staatliche Kunstgewerbe
museum besitzt eine Sammlung von rund zehntausend Stück.
Die gefärbten Stoffe selbst hingegen waren nicht Gegenstand
der gleichen Aufmerksamkeit; heute dürften sie wohl weit
gehend aufgebraucht sein. Aus dem bäuerlichen Lebenskreis
waren schablonierte Stoffe aus einer erst in den letzten Jahren
entstandenen japanischen Sammlung im Jahre 1937 im Staat
lichen Kunstgewerbemuseum zu sehen.