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Gruppe I. Bergbau und Hüttenwesen.
13. Platin und Platinmetalle.
Das Platin mit seinen Begleitern kommt uns bekanntlich fast
ausschliesslich aus Russland zu, wo es nur am Ural gewonnen wird.
Die producirte Menge an Rohplatin, 1840 107 Puds (zu 16’38 Kg)
betragend, fiel 1850 bis auf 9 Puds, stieg aber dann wieder 1860
auf 61, 1871 auf 125 Puds, wovon 107 aus den Werken des Fürsten
Demidoff zu Nischni-Tagilsk und 18 aus den anderen Privatminen des
Gouvernements Perm stammen. Die Verarbeitung des Platins im gros
sen Maassstabe geschieht bis jetzt nur in London und Paris, von wo
die bekannten Fabriken Johnson Matthey & Co. sowie Desmoutis
Quenessen & Co. schöne Concentrationsapparate für Schwefelsäure
fabriken undGeräthschaften aller Art für chemische Laboratorien eingelie
fert hatten. Von den Ausstellungsobjecten der zuerst genannten Firma
heben wir noch als besonders interessant einen Klumpen gediegenen natür
lichen I latms seltener Grösse im Gewichte von 4728 g hervor und einen
Palladiumbarren von 48 000 Frcs. Werth, der durch Verarbeitung einer
Masse gediegenen Platins und Goldes im Gesammtwerthe von 26 Mil
lionen Francs ausgeschieden worden war. — Ein Gussstück, sowie ver
schiedene verarbeitete Gegenstände, insbesondere Normalgewichte und
ein Normalmetermaassstab von eigenthümlicher Querschnittsform, wie
sie von der internationalen Pariser Commission zum Gebrauche be
stimmt worden sind, zeigten ferner die Anwendung der Iridioplatin-
legirung (90 Proc. Platin, 10 Proc. Iridium), die sich einestheils
durch vollständige Homogenität, anderntheils durch grössere Wider
standsfähigkeit gegen Säuren für chemische Zwecke, auszeichnet und
deshalb jetzt vielfach Verwendung findet. Nach dem Vorgang von
H. Deville und Debray in Paris und W. Heraeus in Hanau wird,
wenn wir recht unterrichtet sind, bei Johnson Matthey & Co. das
Platin aus den Erzen auch jetzt noch mittelst Leuchtgas und Sauer
stoff ausgeschmolzen. Die Löthung bewerkstelligt man, wo es möglich
ist, mit Platin, für gewisse Theile der Apparate, z. B. vorher gut ein
gepasste Hähne, mit Gold.
Schliesslich mag noch die Ausstellung Coutinho’s von Palladium-
producten aus der Münze von Rio Janeiro erwähnt werden, bestehend
in Barren aus dem Golde von Minas Geraes und anderen Gegenden Bra
siliens gewonnen, Palladiumdraht und gehämmerten Palladiumscheiben.