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Volltext: Amtlicher Bericht über die Wiener Weltausstellung im Jahre 1873 - Erstes Heft

Aufsuchung nutzbarer Mineralien. 33 
Bohrloche in der Nähe von Paris in 546 m Tiefe entnommen zeichnet 
sich durch seine Grösse aus, da er einen Durchmesser von 0'692 m 
und eine Höhe von 1'725 m besitzt. 
Wilhelm Zsigmondy hat glückliche Bohrungen in Ungarn 
zur Aufsuchung von Thermen unternommen und stellt die von ihm 
benutzten Apparate aus. Er wendet das Abfallstück von Ivlegka 
an, sowie einen Meissei mit beweglichen Nachschneiden, welche recht 
winklig gegen den Hauptmeissei arbeiten; die Schneide des letztem 
ist in der Mitte unterbrochen, so dass er einen Kern stehen lässt, 
welcher zur Untersuchung des Gebirges besonders gewonnen wird. 
Beim Einlassen des Gestänges benutzt er den Krückelstuhl. Dem Boh 
ren führt er alsbald Röhren nach, um die Bohrlochswände zu schützen, 
wodurch der Meissei mit beweglichen Nachschneiden nöthig wird; die 
Röhrentour ist eine doppelte mit beiderseits versenkten Nietenköpfen, 
so dass sie sowohl aussen wie innen völlig glatt sind, wie sie schon 
früher zu Artern in der preussischen Provinz Sachsen zirr Anwendung 
gelangt sind. 
Freifallapparate neuerer Construction sind mehrere vorhanden. Zu 
erwähnen ist der Freifallapparat des Oberbergrath v. Sparre 
in der deutschen Abtheilung, welcher dazu bestimmt ist, den 
Fabian’sehen Apparat für das Seilbohren nutzbar zu machen, also 
ein selbstthätiges Umsetzen des Meisseis zu bewirken, was bekanntlich 
bei dem Fabian’schen Instrument im Moment des Hnbwechsels durch 
den Krückelführer erfolgt. Das vorgezeigte Modell, bei welchem ein 
mit Wasser gefülltes Glasrohr das Bohrloch vorstellte, functionirte 
sicher und gut, indem der Meissei bei jedem Hube regelmässig umsetzte 
und abfiel. Im Grossen ist der Apparat in Westfalen benutzt und 
hat befriedigende Resultate geliefert, die noch günstiger ausgefallen 
wären, wenn man nicht mittelst Menschenkraft, sondern mit Maschinen 
gebohrt hätte. — Einen Freifallapparat hatte auch Chrism ar in der unga 
rischen Abtheilung vorgeführt, welcher gleichfalls für Seilbohren bestimmt 
ist und durchaus correct functionirte, sich besonders dadurch auszeich 
net, dass er der Wassersäule im Bohrloch nicht bedarf. Die nähere Con 
struction war nicht ersichtlich, da der Apparat verschlossen gehalten wurde. 
Eine wichtige Bewegung im Bohrwesen macht sich augenblicklich 
durch die Anwendung eines gepressten Wasserstromes geltend, welcher 
in eine aus dünnen Gasröhren zusammengesetzte rotirende Röhre vor 
das Bohrlochsort gedrückt wird, hier den Bohrschlamm aufrührt und 
bei seinem Rücklauf zwischen der Bohrlochs- und äussern Röhrenwand 
den Bohrschmand zu Tage bringt. Das rotirende Rohr, welches an sei 
nem untern Ende nach amerikanischer und in England gebräuchlicher Sitte 
mit schwarzen Diamanten besetzt ist, reibt an der Bohrlochswand und 
vertieft das Loch, während ein Kern stehen bleibt, in das Innere des 
Rohrs eindringt und von Zeit zu Zeit abgebrochen und zu Tage ge- 
Wiener Weltausstellung. I. 3
	        
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