Aufsuchung nutzbarer Mineralien. 33
Bohrloche in der Nähe von Paris in 546 m Tiefe entnommen zeichnet
sich durch seine Grösse aus, da er einen Durchmesser von 0'692 m
und eine Höhe von 1'725 m besitzt.
Wilhelm Zsigmondy hat glückliche Bohrungen in Ungarn
zur Aufsuchung von Thermen unternommen und stellt die von ihm
benutzten Apparate aus. Er wendet das Abfallstück von Ivlegka
an, sowie einen Meissei mit beweglichen Nachschneiden, welche recht
winklig gegen den Hauptmeissei arbeiten; die Schneide des letztem
ist in der Mitte unterbrochen, so dass er einen Kern stehen lässt,
welcher zur Untersuchung des Gebirges besonders gewonnen wird.
Beim Einlassen des Gestänges benutzt er den Krückelstuhl. Dem Boh
ren führt er alsbald Röhren nach, um die Bohrlochswände zu schützen,
wodurch der Meissei mit beweglichen Nachschneiden nöthig wird; die
Röhrentour ist eine doppelte mit beiderseits versenkten Nietenköpfen,
so dass sie sowohl aussen wie innen völlig glatt sind, wie sie schon
früher zu Artern in der preussischen Provinz Sachsen zirr Anwendung
gelangt sind.
Freifallapparate neuerer Construction sind mehrere vorhanden. Zu
erwähnen ist der Freifallapparat des Oberbergrath v. Sparre
in der deutschen Abtheilung, welcher dazu bestimmt ist, den
Fabian’sehen Apparat für das Seilbohren nutzbar zu machen, also
ein selbstthätiges Umsetzen des Meisseis zu bewirken, was bekanntlich
bei dem Fabian’schen Instrument im Moment des Hnbwechsels durch
den Krückelführer erfolgt. Das vorgezeigte Modell, bei welchem ein
mit Wasser gefülltes Glasrohr das Bohrloch vorstellte, functionirte
sicher und gut, indem der Meissei bei jedem Hube regelmässig umsetzte
und abfiel. Im Grossen ist der Apparat in Westfalen benutzt und
hat befriedigende Resultate geliefert, die noch günstiger ausgefallen
wären, wenn man nicht mittelst Menschenkraft, sondern mit Maschinen
gebohrt hätte. — Einen Freifallapparat hatte auch Chrism ar in der unga
rischen Abtheilung vorgeführt, welcher gleichfalls für Seilbohren bestimmt
ist und durchaus correct functionirte, sich besonders dadurch auszeich
net, dass er der Wassersäule im Bohrloch nicht bedarf. Die nähere Con
struction war nicht ersichtlich, da der Apparat verschlossen gehalten wurde.
Eine wichtige Bewegung im Bohrwesen macht sich augenblicklich
durch die Anwendung eines gepressten Wasserstromes geltend, welcher
in eine aus dünnen Gasröhren zusammengesetzte rotirende Röhre vor
das Bohrlochsort gedrückt wird, hier den Bohrschlamm aufrührt und
bei seinem Rücklauf zwischen der Bohrlochs- und äussern Röhrenwand
den Bohrschmand zu Tage bringt. Das rotirende Rohr, welches an sei
nem untern Ende nach amerikanischer und in England gebräuchlicher Sitte
mit schwarzen Diamanten besetzt ist, reibt an der Bohrlochswand und
vertieft das Loch, während ein Kern stehen bleibt, in das Innere des
Rohrs eindringt und von Zeit zu Zeit abgebrochen und zu Tage ge-
Wiener Weltausstellung. I. 3