Roheisendarstellung. 55
immer mehr schwindet und selbst in Bezirken, wo man sich bei dem
Mangel mineralischer Brennstoffe hartnäckig gegen die Zuführung der
selben sträubte, um angeblich die Beschaffenheit des Roheisens nicht
zu gefährden, geht man zur Benutzung von Koks aus Steinkohlen
über. In Kärnthen ist zuPrevali der erste Kokshochofen im Jahre 1870
angeblasen, in Steiermark ist ein solcher in der Zustellung begriffen,
andere Kokshochöfen finden sich in Böhmen, in Mähren, zu Schwechat
bei Wien u. a. 0., für welche zum Theil der Koks aus Schlesien bezogen
wird; in Schweden werden in vielen Hochöfen die Holzkohlen mit Koks
gemischt; in Ungarn betreibt die Staatseisenbahngesellschaft zu Anina
Kokshochöfen, während bei anderen Hochöfen in Ungarn ein Gemenge
von Braunkohlen und Koks verwendet wird. Ausschliesslich mit abge
flammter Braunkohle wird ein Hochofen zu Kalom in Ungarn be
trieben. Der Bestrebungen der griechischen metallurgischen Ge
sellschaft, auf der Insel Euböa Roheisen bei Braunkohlen darzustellen,
ist bereits oben unter Griechenland gedacht. Auch die Verkokung \on
Torf zum Zwecke des Verbrauchs beim Hochofenbetrieb ist schon
oben berührt worden. Allen diesen Brennmaterialien begegnet man
vielfach in den Collectivausstellungen, sowie bei denen einzelner Hüt
tenwerke.
In weniger ausgedehntem Maasse. ist dies mit dem Kalk der Fall,
welcher der Beschickung im Hochofen zugeschlagen werden muss, doch
auch dieses Material ist zu Verdeutlichung des hüttenmännischen Pro-
cesses vielfach zur Ansicht gebracht.
2. Construction der Hochöfen.
Die grossartige Entwickelung der Roheisenindustrie ist vorzugs
weise der Erweiterung und Erhöhung der Hochöfen, der Anwendung
hoch erhitzten Windes und kräftiger Gebläse, sowie der Vermehrung
der Windformen zu danken, an welchen Fortschritten fast alle ausstel
lenden Länder gleichmässig Theil nehmen. Aul dem I estlande Europas
wurde nach dem damals bereits vorliegenden Beispiele Englands durch
den nachmaligen preussischen Minister Grafen Reden im Jahre 1796
der erste Kokshochofen auf der Eisengiesserei zu Gleiwitz in Oberschle
sien erbaut. Von diesem fiscalischen Hüttenwerke sind Profile der in
verschiedenen Zeitperioden daselbst im Betrieb gestandenen Hochöfen
ausgestellt, welche von dem bedeutenden Aufschwünge der Roheisen-
production Zeugniss ablegen; folgende wichtige Daten ergeben sich aus
den Zeichnungen: