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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, II. Theil

Barzdorf in Schlesien, wie sie die beistehenden Tafeln versinnlichen. Beide 
sind nach Dr. E. Schwab’s Schrift „der Volksschulgarten” angelegt. 
In dom Schulgarten zu Nedweis welcher ziemlich gefällig angelegt ist, 
vermissen wir ein Gemüsefeld, ein Getreidefeld und ein Mistbeet; dass das Ver 
suchsfeld als Schülerfeld verwendet wird, wird vorausgesetzt. Ob so viele 
Blumenbeete alle beisammen sein müssen und nicht lieber an den Ecken und 
Rundungen vertheilt, darüber Hesse sich streiten. Die Anlage natürlicher Was 
sergräben längs der Umrandung der einzelnen Felder vom Brunnen aus, wäre, 
wo es die Terrainverhältnisse erlauben, sehr anzurathen. Bezüglich des Gar 
tens von Barzdorf sei erwähnt, dass hier ein Getreidefeld, ein Blumenfeld 
und ein Mistbeet fehlen und dass das Versuchsfeld im Verhältniss zur Baum 
schule viel zu klein sei. Immerhin beweisen beide Schulgartenpläne das 
löbliche Bestreben, die Volksschulen auf die Höhe der Zeit zu erheben und ist 
deren allseitige Nachahmung sehr wiinschenswerth. — 
4. Sclilussbemerkungen. 
Aus den gegebenen Andeutungen ist ersichtlich, dass das Bediirfniss nach 
Einführung des naturwissenschaftlichen Unterrichtes in den Volksschulen nicht 
erst das Product unserer Tage ist, sondern sich schon zu einer Zeit fühlbar 
machte, in welcher der Einfluss der Naturwissenschaften auf das gesellschaft 
liche Leben bei Weitem nicht die heutige Rolle spielte. Schon damals wurde 
ihre den jugendlichen Geist bildende Seite erkannt, die bei den heutigen 
ungeheuren Hilfsquellen derselben um so höher anzuschlagen ist. 
Bei dieser Gelegenheit können wir eine Bemerkung nicht unterdrücken. 
Unsere Zeit schreitet hastig vorwärts, die Schule soll mit ihr gleichen Schritt 
halten, ja sie muss ihr Vorarbeiten, um Ueberstürzungen zu vermeiden. Daher 
das gesteigerte Bedürfniss nach realem Unterrichte. Dasselbe ist bis in 
die neueste Zeit nie ernstlich aufgegriflen worden, wesshalb der naturwissen 
schaftliche Unterricht auf tieferer Stufe noch nicht jene pädagogische Sicher 
heit und Einheit erreicht hat, wie sie ältere Unterrichts-Gegenstände, 
beispielsweise die Sprache oder das Rechnen besitzen. Dieser Uehelstand hat 
jedoch auch noch eine andere und zwar wichtigere Ursache. Unsere Hoch 
schulen pflegen wohl die Naturwissenschaften in dem weitesten Umfange 
und bieten für das tiefste Eingehen in dieselben hinreichende Gelegenheit. 
Eine Gelegenheit jedoch für die akademische Jugend, welche die erworbenen 
Kenntnisse für die Zwecke des Unterrichtes verwerthen und sich somit dem 
Lehramte widmen will, fehlt noch immer. Der angehende Lehrer der Natur 
geschichte für Mittelschulen und Lehrer-Bildungsanstalten muss sich erst selbst 
Umsehen und Erfahrungen sammeln, wie er mit der Verwerthung seiner Kennt 
nisse in der Schule weiter kommt; das Probejahr bietet ihm die hiezu er 
wünschte Gelegenheit nicht. Wenn die Methode dos naturwissenschaftlichen 
Unterrichtes an unseren Mittelschulen bereits festere Umrisse angenommen hat,
	        
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