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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, II. Theil

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Volks- und Bürgerschulen: XIII. Blindenunterricht. 
liehe Manipulation den blinden Anfängern zu erleichtern und zugleich das 
Clavier selbst zu schonen, von Josef Promberger jun. in Wien. 
19. Modell zur Darstellung der englischen Flügel-Mechanik behufs hand 
greiflicher Einführung des Blinden in die Bestandtheile derselben, in deren 
Yerbindung und Zusammenwirken, von demselben. 
20. Modell zur Darstellung der englischen Pianino-Mechanik zu gleichem 
Zwecke, von demselben. 
21. Modell zur Darstellung der Wiener Flügel-Mechanik zu gleichem 
Zwecke, von demselben. 
Die Schülerarbeiten sind durch folgende Muster vertreten: 
1. Durch 32 Stück Arbeiten blinder Mädchen im Alter von 12 bis 
18 Jahren. Darunter sind 21 Stück Strickmuster, alle Grade der Feinheit der 
Strickerei in Zwirn und Wolle durchgehend, und zwar: ein Strumpfband, ein 
Kinderbärtchen, ein Wickelband mit gehäkeltem Bande, weisse Zwirnstrümpfe, 
farbige Kinderstrümpfe, Kinderhäubchen, Kinderjäckchen, Kinderschuhe, ein 
Tüchelchen mit gehäkeltem Bande, Pulswärmer, Ueberhandschühe, ein grosses 
Schafwolltuch, ein Herren- und ein Frauenshawl. Als Muster von Ketzarbeiten 
liegen drei kleine Frauenshawls, als Muster von Häkelarbeit Strumpfbänder 
und Kinderschuhe und als Käharbeit Einsäumungen von Sacktüchern und Ser 
vietten vor. 
2. Durch 180 Stück Arbeiten blinder Knaben in gleichem Alter. 
Darunter sind 94 Stück Bürstenbinder-, 29 Stück Korbflechter- und 57 Stück 
Drechsler - Arbeiten. Die Bürstenbinder-Arbeiten aus verschiedenen farbigen 
und ungefärbten Stoffen, wie Boss- und Bockhaar, Borsten, Fibris und Beis- 
wurzeln, enthalten die gangbarsten Erzeugnisse von der kleinsten Putzbürste 
bis zu dem grössten Kehrbesen, durchweg nur mit Draht gebunden. Die Holz- 
bestandtheile dazu liefert den Blinden, sowie auch den Behenden, ein mit die 
sem Industriezweig eigens beschäftigter Tischler. Die Flccht - Arbeiten be 
schränken sich auf Tischdecken aus Holzdraht, auf jdatte Untersätze unter 
Teller und Schüsseln und auf Körbe aus Weidenruthen von mehrerlei Art und 
Grösse, von dem Käh- und Strickkörbchen an bis zum Papier- und Holzkorb. 
Die Lackirung und Vergoldung ist eine Zugabe von Seiten sehender Hand 
werker, da Blinde ihre Flechtarbeiten nur in der Katurfarbe des Materials oder 
nur mit schon gefärbtem Material ein- oder mehrfarbig hersteilen können. Die 
Drechsler-Arbeiten umfassen einfache Stopfhölzer und mehr oder weniger künst 
lichgeformte Büchsen und Becher von tadelloser Ausführung und gefälliger Form. 
Dei blinde Arbeiter bezieht da nur die Holzklötzchen zu seiner Arbeit und 
fühlt dieselbe mit Einschluss der Polirung ohne weiteres Zuthun von Seiten 
Sehender aus. 
An die Arbeiten der Zöglinge des k. k. Blinden-Erziehungsinstitutes 
in Wien reiht sich eine der vielen Holzschnitz-Arbeiten eines erwachsenen 
Blinden, des Joseph Kleinhans aus Hauders in Tirol, die Zeugniss gibt, wie
	        
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