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Volks- und Bürgerschulen: II. Kinder-Bewahranstalt und Kindergarten.
richtet werden, beigegeben (Seite 12) und den Apparat darnach als Beispiel
seiner praktischen Anwendung besteckt.
Die auf Tabelle 2 mit grösseren Lettern gedruckten Unterrichts - Gegen
stände bedeuten den directen Unterricht, die Petit gedruckten die Selbstübung.
II. Kinder-Bewahranstalt und Kindergarten.
Bericht von Director A. S. Fischer in Wien.
1. Geschichte und Einrichtung.
Die gemeinsame Tendenz der in der Ueberschrift genannten Institute ist
die, Kinder vom dritten bis zum zuriickgelegten sechsten Lebensjahre in Auf
sicht zu nehmen, denselben die mangelnde oder doch mangelhafte häusliche
Erziehung zu ersetzen, beziehentlich zu ergänzen, sie in einer ihrer Fassungs
kraft angemessenen Weise zu beschäftigen und in ihnen die Keime des gei
stigen und sittlichen Lebens zu wecken und zu nähren.
Die Bewahranstalt, im letzten Drittel des vorigen Jahrhunderts entstanden,
ging aus der damals erwachten Humanität hervor, die jenen Aeltern hilfreich
unter die Arme greifen wollte, welchen die Sorge um die Existenz eine Beauf
sichtigung ihrer Kinder unmöglich macht.
Schon Pestalozzi gedachte in seinem Buche „Lionhard und Gertrud” eines
Kinderhauses, wohin arme Mütter ihre noch nicht schulfähigen Kinder bringen
und den Tag über besorgen lassen könnten. Der protestantische Pfarrer Oberlin
sorgte (1779) in dem elsässischen Dorfe Waldbach für kleine Kinder, denen
bei der Beschäftigung ihrer Aeltern die nöthige Aufsicht fehlte, dadurch, dass er
sie unter die Obhut weiblicher Personen stellte, welche er und seine Gattin
zum Geschäfte der Kinderpflege und Kinderzucht herangebildet hatte.
Im Jahre 1802 fügte die Fürstin Pauline von Detmold zu dem von ihr
schon früher errichteten Institute für ältere Kinder eine „ Aufbewahrungs-Anstalt”
hinzu, in welche die der Brust entwöhnten Kinder bis zum Alter von 4 Jahren
aufgenommen, und wo sie von Endo Juni bis Ende October, in welcher Zeit
die Aeltern zumeist durch die Feldarbeiten vom Hause ferne gehalten werden,
überwacht und gepflegt wurden.
Das Verdienst, für das, was auf diese Weise von Einzelnen versucht
worden, eine allgemeine Betheiligung anzuregen und zugleich die Kinder nicht
bloss zu warten und körperlich zu nähren, sondern auch geistig zu entwickeln
und an Ordnung zu gewöhnen, dieses Verdienst gebührt den Engländern.
In England, besonders in den grösseren Städten, bei einer zahlreiahen Arbeiter-
Bevölkerung, fühlte man das dringende Bedürfniss, die Erziehung und den Unter-