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Mittelschulen: IX. Physik. S. An Realschulen.
schul-Professoren Jos. Lang (1868), Dr. Iviechl (1873) und Jos. Dvorak
(1873) zu nennen. 1 )
Die vom Professor Dr. Y. Pierre schon vor 12 Jahren erfundene Lon-
gitudinalwellen-Mas chine ist jetzt das erstemal ausgestellt. Das Wesent
liche ihrer Construction findet man in den Sitzungsberichten der böhmischen
Gesellschaft der Wissenschaften, Prag 1861.
Vergleicht man die Pier r e’sche Wellenmaschine mit der Wheats tone’schen,
bei welcher die der Schwingungsgleichung entsprechende Curve auf dem Mantel
eines Cylinders gezeichnet ist, und bei der in einem Schlitze des Kastens Theile
jener Curve die entsprechenden Oscillationen darstellen: so bietet der erstere
Apparat zunächst den grossen Vortheil, dass man die successive Fortpflanzung
der Schwingungen und also die Entstehung der Longitudinalwelle wahrnimmt,
während die Wheatstone’sche Wellenmaschine nur die Schwingungen der
Theilchen in der fertigen Welle vorführt; ferner sind hei dem letzteren Apparat;
mittels der entsprechenden Curventheile, nur die Stellen im Schlitz bezeichnet,
wo die schwingenden Punete wären, wenn solche wirklich in der verlangten
Weise oscilliren würden, während beim Pierre’schen Apparat die Schwin
gungen von beinernen Lamellen wirklich gesetzmässig ausgeführt werden und
zwar in einer für Schulen sehr instructiven Weise.
Einen dem vorigen, in Beziehung auf den Wellenfortpflanzungs-Mechanismus
gleichen, erst jüngst in Krakau construirten Longitudinalwellen-Apparat hat
Professor Dr. St. Kuczynski ausgestellt; bezüglich der Schwingungserschei
nungen ist jedoch die Wheatstone’sche Einrichtung beihehalten, so, dass die
weithin sichtbare Bewegung der Beinlamellen verloren geht, mithin ein Haupt
vorzug des Pierre’schen Apparates eingebüsst wird.
Professor Dr. St. Kuczynski brachte ferner einen Wellen-Interferenz-
Apparat, mittelst dessen man die Schwungungscurven, welche durch das Zu
sammentreffen der den pendelartigen Schwingungen entsprechenden Sinuslinien
entstehen, zeichnen, folglich den Unterschied zwischen Ton und Klang durch
die zugehörigen Wellenlinien veranschaulichen kann.
Der Apparat besteht aus einem 142 Centim. langen und 63 Gentim. hohen
von 144 geschwärzten Eisendrähten gebildeten, gleichförmigen Gitter, welches
sich zwischen 4 Säulchen heben und senken lässt.
Zu diesem Apparate gehören 8, nach der Theorie geschnittene Wellen-
Schablonen. Sechs derselben entsprechen Tönen von gleicher Stärke aber ver-
1) Der Mach’sche Wellenapparat, welcher an Einfachheit und Leistungsfähigkeit kaum etwas
zu wünschen übrig lässt, wurde nicht zur Vorausstellung gebracht; es muss daher hier seine Be
schreibung entfallen, man findet jedoch dieselbe in Carl's Repertorium für Experimental-Physik
Bd. VI, S. 8 und den Apparat selbst in der 14. Gruppe im Ausstellungs-Palast.
Die jedenfalls beachtenswerthe Wellenmaschine des Gymnasial-Directors Jos. Lang in Mähr.
Neustadt, ist zur Ausstellung gar nicht angemeldet worden, wahrscheinlich ist dieselbe noch nicht
elegant genug adjustirt; ihre Beschreibung ist in den Verhandlungen des Brünner naturforschenden
Vereines niedergelegt (1868).