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Mittelschulen: XII. Zeichnen und Modelliren.
betrachtet und mit aller Rücksicht auf die verschiedenartigen Lehrpläne, localen
Verhältnisse u. s. w. beurtheilt werden müssen.
Beginnen wir im Kordosten, so ist zuerst die k. k. Unter-Realschule zu
Tarnopol zu nennen, deren Schiilerarbeiten im Zeichnen Anerkennung ver
dienen und wobei namentlich der Combination geometrischer Figuren in der
I. Classe vom Lehrer Lang besonders gedacht werden soll, da dieselben Fleiss
und Talent verrathen. Die Schule gehört noch der älteren Organisation an,
und sind auch Bau- und Situationszeichnen, letzteres in wenig befriedigender
Weise vertreten. Der vom Director Kicki eingesendete Apparat zur Versinn-
lichung eines geometrischen Lehrsatzes ist recht gut gedacht.
Rieht in gleicherweise lobenswerth wurden die Arbeiten der k. k. Ober-
Realschule Jaroslau befunden, da von denselben nur eine beschränkte Anzahl
nach getroffener Auswahl zur Exposition zugelassen werden konnte.
Auch die Lemberger Realschule ist auf der Ausstellung durch Schüler-
Arbeiten vertreten, die jedoch gleichfalls die Tarnopoler nicht übertreffen.
In rühmenswerther Weise ist das Kronland Schlesien in den Wettkampf
eingetreten.
In erster Linie nennen wir die eben so zahlreichen als ausgezeichneten
Schüler-Arbeiten der k. k. Ober-Realschule zu Tropjrau. Der Lehrgang ist
richtig, die Resultate vollkommen entsprechend; namentlich befriedigen die
Freihand-Zeichnungen der II. und III. Classe, nicht minder jene der sämmt-
lichen Oberclassen. Auch im geometrischen Zeichnen bleibt nichts zu
wünschen übrig; die sehr hübsch entworfenen Arbeiten der Oberclassen
gehen sogar bezüglich der schwierigen Parthien aus der Schatt cnlehre,
Perspective etc. über die gesteckten Grenzen hinaus und wäre ein niedrigeres
Ziel angezeigt.
Rieht in gleicher Weise entsprechen die Schülerzeichnungen der allerdings
erst in jüngster Zeit organisirten Teschner Realschule. Arbeiten aus der
I. Classe haben wir nicht bemerkt, obwohl gerade hier die richtige Organisation
des Zeichenunterrichtes am besten beurtheilt werden könnte. Das eigentliche
Constructionszeichnen befriedigt.
Von den schlesischen Gymnasien ist bloss das Troppauer Staats-
Gymnasium vertreten. Der Lehrgang ist ein guter, die Arbeiten selbst sind
lobenswerth. Was jedoch die mit schwarzer Kreide behandelten, sehr schön
ausgeführten Landschaften betrifft, so haben die Fachmänner einstimmig ein ab
lehnendes Urtheil gefallt. Das Landschafts-Zeichnen wird in einem g'ut zusam-
mengestellten Lehrplane keinen Platz beanspruchen dürfen.
Professor Florian Maschek hat eine Arbeit exponirt, welche die Entwick
lung der Blattformen aus der geometrischen Grundform behandelt, und dem
Unterrichtsplan der II. Classe angepasst ist. Wir zweifeln an dem Erfolge
der Arbeit, da wir glauben, dass gerade hier das Tafelzeichnen am Platze und
durch kein Vorlagewerk zu ersetzen ist.