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Volltext: Bericht über österreichisches Unterrichtswesen, aus Anlass der Weltausstellung 1873, II. Theil

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Nichtdeutsches Schulwesen. V. Rumänisches Schulwesen. 
aufgehoben, und es wurde dieselbe dem Belieben der einzelnen Gemeinden 
überlassen, obwohl dieselben kaum wussten, was eine Schule bedeute. Viele 
Schulen gingen wegen mangelhafter Dotation ein; die Lehrer wurden moralisch 
gezwungen zum römisch-katholischen oder wenigstens zum griechisch-katholi 
schen Glaubensbekenntnis iiberzutreten, und später wurden keine mehr ange 
stellt, die nicht einem dieser beiden Glaubensbekenntnisse angehörten. Da 
die meisten Bewohner der Bukowina der griechisch - orientalischen Confession 
angehören, die Bekenner derselben jedoch zu Lehrstellen nicht zugelassen 
wurden, so nahm die im letzten Jahrzehent des vorigen Jahrhunderts sehr 
bedeutende Zahl der Lehramts-Candidaten sehr stark ab und beschränkte sich 
bloss auf einige verunglückte Studenten aus Galizien, die jedoch der rumänischen 
Sprache nicht kundig waren. Die Folge davon war, dass auch die Anschaftung 
von rumänischen Lehrmitteln gänzlich aufhörte. 
Erst mit dem Jahre 1850 begann eine neue lebhafte Thätigkeit auf dem 
Gebiete des Volksschulwesens in der Bukowina. 
Bereits im Jahre 1844 wurden nämlich die Schulen in der Bukowina (mit 
Ausnahme der in den katholischen Gemeinden) dem griechisch - orientalischen 
Consistorium übergeben, und im Jahre 1849 wurde die Bukowina von Galizien 
geti-ennt und zu einem selbstständigen Kronlande erhoben. Da nun in Folge 
dieser Massregeln die Zahl der Volksschulen sehr rasch zunahm, dagegen ent 
sprechende Lehrbücher gänzlich fehlten, so forderte im Jahre 1849 das k. k. Mini 
sterium für Cultus und Unterricht das griechisch - orientalische Consistorium in 
Czernowitz energisch auf, die Abfassung von Lehrmitteln für die Volksschule 
in der Bukowina zu veranlassen. In Folge dessen wurden vom Theologie- 
Professor Basil Janowicz und vom Pfarrer in Czahor, Samuel Andriewicz 
(gegenwärtig Consistorialrath), die nachfolgenden, theilweise noch jetzt im Ge 
brauche stehenden Schulbücher verfasst: 
Professor Janowicz verfasste: 
1. Gramateca limbei rovianesti pe’ntru a treca das (Grammatik der rumäni 
schen Sprache für die II. Classe). 
2. Gramateca limbei rovianesti pe’ntru a patra das (Grammatik der rumäni 
schen Sprache für die IV. Classe). 
3. Grammatik der rumänischen Sprache für Deutsche. 
4. Gramateca practec a limbei germine pe'ntru a trela das. (Deutsches 
Sprach- und Lesebuch für die III. Classe). 
5. Gramateca practec a limbei germine pe’ntru a patra das (Deutsches Sprach- 
und Lesebuch für die IV. Classe der Volksschulen). 
Das Erscheinen der ebengenannten Lehrmittel für die rumänische Sprache 
begründete einen sehr grossen Fortschritt. In Folge der grösseren Thätigkeit 
auf dem Gebiete der rumänischen Sprachforschung, namentlich in Siebenbürgen, 
konnten die Gesetze der Sprache viel kürzer und bündiger zusammengefasst, 
und sowohl die Formenlehre als auch die Syntax bedeutend vereinfacht wer-
	        
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