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Anhang:
Einige Lehranstalten begannen schon am Schlüsse des Schuljahres 1849/50
mit der Ausgabe solcher Berichte, die grosse Mehrzahl folgte im nächsten
Jahre, manche erst später diesem Beispiele. Als die Bealschulen ins Leben
traten, wurde durch den Organisations - Entwurf (§. 60) die gleiche Bestim
mung auf dieselben ausgedehnt. Indess nahmen einzelne Mittelschulen, nament
lich in Ungarn, von vornherein an dieser neuerstandenen Schulliteratur keinen
Antheil oder zogen sich bald wieder von derselben zurück. Ln Grossen
und Ganzen hielten jedoch die Gymnasien und Bealschulen der österreichischen
Länder in dem Decennium von 1850 bis 1860 an der durch den Organisations-
Entwurf gegebenen Anregung fest. Die Regierung hatte auch mit der preussischen
(1852) eine Vereinbarung über den gegenseitigen Austausch der Programme
abgeschlossen; 1863 kam eine gleiche TTebereinkunft mit Baiern zu Stande.
Die Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien, welche zu dem Zwecke begründet
worden war, die lang ersehnte und von allen Unbefangenen mit Freude
begrüsste Umwandlung der österreichischen Mittelschulen auf literarischem
Gebiete thatkräftig zu fördern, wandte der Programmliteratur allseitiges und
eindringendes Interesse zu und widmete derselben einen nicht unerheblichen
Theil ihres Raumes. Reben Bonitz selbst theilten sich die Vertreter der
verschiedenen wissenschaftlichen Fächer an den Hochschulen des Reiches,
sowie eine Anzahl jüngerer Gelehrten in die Aufgabe der Kritik, warnten vor
falschen Richtungen, wiesen auf die für derartige Schulschriften vorzugsweise
geeigneten Sphären hin. So manches aufstrebende Talent wurde ermuthigt
durch das schwerwiegende Lob, welches aus dem Munde hochgeachteter
Männer kam; Verfehltes und Oberflächliches erfuhr mitunter scharfe Zurück
weisung.
Die politischen Umwälzungen, die mit dem Kriege von 1859 eingeleitet
wurden, wirkten auch auf dieses Gebiet stiller Thätigkeit zurück. Wie die
Zahl der Programme österreichischer Schulen durch den Verlust der italienischen
Besitzungen verringert ward, sagten sich mit Beseitigung des Organisations
entwurfes die ungarischen Lehranstalten fast durchaus von der vielfach un
bequemen Sitte los; dagegen wurde dieselbe in Croatien und Slavonien, sowie
der Militärgrenze noch ferner aufrecht erhalten. Dass die trefflichen Anstalten
der Siebenbürger Sachsen, welche überhaupt dem Organisations-Entwürfe treu
blieben, auch seither ihre Schulschriften, in denen so viele werthvolle Beiträge
zur Geschichte des Landes und Volkes niedergelegt sind, forterscheinen Hessen,
war zu erwarten. Andererseits hörten die galizischen Gymnasien und Real
sehulen nach und nach beinahe sämmtlich auf, Programme herauszugeben;
ausserdem weisen Dalmatien — wo es freilich noch sehr an approbirten
Lehrkräften gebricht — Böhmen und Mähren die meisten Lücken auf.
Die Gesammtzahl der Jahresberichte, welche innerhalb des Gebietes der im
Reichsrathe vertretenen Länder im Schuljahre 1871/72 erschienen, dürfte gegen
130 betragen. Auch die Besprechung der Programme in der Gymnasial-Zeit-