V. Unterricht in der Geschichte.
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sitzen, veranlasste die Einführung auch nicht approbirter Lehrbücher und dürfte
in nächster Zeit geeignete Lehrbücher schaffen, denen das Ministerium die
Zulässigkeit nicht verweigern könnte.
Doch kann schon jetzt eines Lehrbehelfes gedacht werden, das mit Mini-
sterial-Erlass vom 3. Mai 1870 den allgemeinen Volks- und Bürgerschulen
empfohlen ist. Es sind diess die in der artistischen Anstalt von A. Hartinger
in Wien nach Angabe des Hofrathcs M. A. v. Becker unter Leitung von Gei
ger und Glerasch in Farbendruck ausgeführten und mit einem erklärenden Texte
begleiteten „Bilder aus der Geschichte”.
In diesen werden, der Aufgabe der Malerei entsprechend, einzelne Mo
mente aus der allgemeinen und insbesondere der österreichischen Geschichte
dem Schüler vor Augen geführt. Diese Bilder erscheinen, weil sie in einem
grösseren Massstabe ausgeführt und lebhaft colorirt sind, geeignet, als „Wand
bilder” in der.Schule verwendet zu werden. Durch häufige Anschauung der
dargestellten Begebenheit kann sich der Schüler dieselben dauernder einprägen,
als diess beim blossen Anhören möglich ist. Ueberdiess bürgen die Hamen der
beiden Künstler dafür, dass auch dem ästhetischen Geschmacke Rechnung ge
tragen und somit auch der Sinn für das Schöne in dem betrachtenden Schüler
geweckt und genährt werde.
Was die bisher erschienenen, aber noch nicht approhirten Lehr- und
Hilfsbücher anbelangt, so lassen sich im Allgemeinen drei verschiedene
Methoden kennzeichnen, in welchen dieselben den für den Geschichts-
Unterricht bestimmten Lehrstoff behandeln.
Von einzelnen Verfassern werden in gedrängter Uebersicht die hervor
ragendsten Momente der allgemeinen und österreichischen Geschichte zusammen
gestellt und es wird der Jugend zugemuthet, diese mitunter den Zeittafeln in
der Form sich nähernden trockenen Auszüge zu verdauen.
An die Spitze müssen wir den im Ganzen gelungenen Versuch eines
Volksschullehrers von Heiligen - Blut stellen. Egyd Filler gab schon im
Jahre 1857"unter dem Titel „Heimat und Vaterland” auf etwa 23 Seiten
eine Uebersicht der Hauptmomente der österreichischen Geschichte. Zuerst
erscheinen sie länderweise, seit Rudolf von Habsburg in chronologischer Auf
einanderfolge geordnet.
Mehrere derartige Compendien verfasste ein Communallehrer Wiens
Joseph Ziegl und fanden dieselben an den communalen Schulen vielfach
Eingang. Kennzeichnend für die ganze Richtung der Communallehrer Wiens
ist die Thatsache, dass der genannte Verfasser zuerst (schon im Jahre 1863)
einen Leitfaden zur Geschichte „Deutschlands” schrieb. Im Jahre 1868
erschien von ihm ein „Leitfaden zur Geschichte der Culturvölker des
Alter thums,” worin selbst Chinesen und Inder behandelt erscheinen, was vielfach
eine Verkennung des Standpunctes bekundet, auf dem der Unterricht bei der
ersten Bildungsstufe sich befinden soll. Im folgenden Jahr 1869 erschien