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diejenigen Regierungsbehörden, denen die Bewahrung der Kunstdenk
mäler obliegt, mit der Bitte, eine spezielle Ikonen-Ausstellung in Europa
und Amerika zu veranstalten. Einerseits sollte diese Ausstellung die
breiteren Volksschichten in die Kenntnis dieser wundervollen Kunst
einführen, andrerseits aber eine der dunkelsten Epochen in der Geschichte
der Weltkunst beleuchten — nämlich diejenige des Mittelalters, deren
Denkmäler inWesteuropa— bis auf wenige — religiösen Unruhen zum
Opfer gefallen und infolgedessen uns unbekannt geblieben sind. In den
ersten Jahren nach der Revolution konnte dieser für die Zwecke wissen
schaftlicher Forschung vielversprechende Gedanke nicht verwirklicht
werden, da infolge der verworrenen und ungeregelten Lebens verhältnisse
ein sicherer und ungestörterVerlauf desVerkehrs kaum verbürgt werden
konnte. Nun aber, wo das Leben der Sowjetunion seinen normalen Gang
genommen hat, wird die Ausführung dieses Gedankens möglich.
Nicht nur für die wissenschaftlichen und künstlerischen Kreise in
Westeuropa, sondern auch für die russischen Kunstforscher bildet diese
Ausstellung ein wichtiges Ereignis, da die Denkmäler altrussischer Malerei
bis jetzt kein einziges Mal weder so erschöpfend systematisch, noch in
so großer Anzahl vereint worden sind. Es liegen auf der Ausstellung
keine Unika-Exemplare vor; ihr hohes Alter, ihre Zerbrechlichkeit sowie
ihr hoherWert ließen es nicht zu, dieselben den Gefahren der Beförderung
auszusetzen; somit sind sowohl die ältesten Denkmäler (aus dem XI. und
XII. Jahrhundert), als auch diejenigen, denen ein besonders hoher künst
lerischer oder gtschichtlicherWert beigelegt wird, desgleichen auch die
besonders zerbrechlichen Kunstwerke durch Kopien vertreten. Die
letzteren sind aber nicht in üblicherweise ausgeführt, sondern stellen
eine neue Art archäologischer Restaurationsdokumente dar, insofern sie
nicht nur den allgemeinen Charakter des Originals und des von ihm
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