wickelten gestalteten. Alle Meister wetteiferten im konstruktiven Kom
ponieren, in der Farbenkonzeption, insbesondere aber im Ornament,
das manchmal an die glühenden Phantasien des Orients erinnert.
Die Nachklänge des großen Stils sind wohl noch eine Zeitlang bald
hier, bald da zu bemerken, je weiter aber, desto seltener, bis sie endlich
völlig verklingen. An der Grenze des XVI. und des XVII. Jahrhunderts
trat noch einmal eine günstige Wendung ein, und die verlöschende
Flamme loderte noch einmal hell auf; es entstand eine neue Schule der
Malerei, die zwar äußerst gezierte, ausgeschmückte und komplizierte
Werke zutage brachte, dennoch Wunderschönes und Unnachahmbares
erzeugt hat; es ist dies die Schule der Stroganower Meister, die auf der
Ausstellung durch erstklassige Meisterstücke vertreten ist.
ImLaufe des XVII. Jahrhunderts dringen dieElemente der Stroganower
Schule nach und nach in die lokalen Schulen der verschiedenen Gebiete
ein und erzeugen neue, hochinteressante Abzweigungen, wie z. B. die
Neu-Moskauer Schule, die Schule von Jaroslawl, die Nordische Schule
und die Schule der Pomoren. Unter dem Einfluß des westeuropäischen
Kupferstichs hat dasselbe Streben nach Ausschmückung und Künstelei
in den Arbeiten der Isographen der Zaren Gestalt gewonnen.
Während der Regierung Peters I. hat die Entwicklung der russischen
Ikonenmalerei keineswegs, wie es noch vor kurzem die Geschichtsforscher
behaupteten, innegehalten; die hohe Meisterschaft und die kunstvolle
Ausführung, die den Gewinn des XVII. Jahrhunderts gebildet hatten,
wurden in den Zünften der Ikonenmaler bis in das XIX. Jahrhundert
nicht nur in vollem Maße bewahrt, sondern sogar gesteigert. Die
märchenhaften, wunderlichen, beinahe orientalischen Umgestaltungen
der westeuropäischen Barockmotive, die ebenfalls auf der Ausstellung
zu finden sind, legen davon das deutlichste Zeugnis ab.
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