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Schatten stellen. Unsere Mode entnimmt heute so man
ches Motiv der Volkstracht, hier fände sie ein neues,
das sie mit grösstem Vortheil adoptiren könnte.
Minderes Interesse als die Goldschmiedekunst bie
ten die übrigen Zweige der Kunstindustrie; sie sind
aber auch keineswegs in entsprechender Art auf der
Ausstellung erschienen. Die Thonwaaren scheinen so
gut wie gar nicht vorhanden zu sein, nur waren wir
überrascht, hier als polnisches Fabricat eine Anzahl
brauner Gefässe zu finden, die noch vor dreissig bis
vierzig Jahren als Bunzlauer Geschirr im Norden Deutsch
lands in äusserst zahlreichem Gebrauch standen; heute
muss man sie schon suchen. Nicht viel besser ist es
mit dem Glas. Die Arbeiten der Glasfabrik Czechy
(Gebrüder Hordliczka) zeigen sich mit plumpen Formen
und Krystallschliff ganz auf veraltetem böhmischen
Standpunkt; eine andere Glasexposition in der Rotunde,
die der kaiserlichen Fabrik, welche zum Theil orien
talische Vorbilder imitirend, Emailfarben auf Glas wie
der einführt, ist schon interessanter, um so mehr, als
diese Fabrication seit der Pariser Ausstellung erweitert
zu sein scheint. Wir werden in der Besprechung des
Glases dieser Arbeiten wieder zu gedenken haben.
Auch die Möbel sind schwach vertreten; einzelne
unter ihnen geben aber zu erkennen, dass die den
Holzbauten entlehnte Ornamentation auch bei ihnen
bereits Anwendung findet. Die Tapeten (von Rieks in
Helsingfors) zeigen all das Gemisch verschiedenen Ge
schmacks, das heute auf diesem Gebiete herrscht, ohne
.