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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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gnügen zum Ansehen — aber die Verzierung zeigt in 
keiner Weise eine Neigung, auf die wahrhaft pracht 
vollen Seiden- und Sammtstoffe der Genueser und 
Venezianer aus dem sechszehnten und siebzehnten Jahr 
hundert zurückzugehen, während doch die gleichzeiti 
gen Möbel so überaus zahlreich und auch glücklich 
nachgeahmt werden. Statt dessen sehen wir überall 
moderne Blumen oder die Ornamentation des acht 
zehnten Jahrhunderts, wie sie unter dem zweiten Kai 
serreich in Frankreich Mode geworden. Und wie weit 
stehen sie hinter den genuesischen und venezianischen 
Fabricaten zurück! Ebenso tragen die Posamentier 
arbeiten von Schnüren, Besatz und Quasten und was 
sonst zur Vervollständigung jener Seidengewebe gehört, 
den unnatürlichen, überkünstlichen, oft ganz architek 
tonischen Charakter, wie er heute Mode ist. Noch 
schlimmer steht es mit den kirchlichen Gewändern 
nach Stoff und Stickerei, die unverändert jene ordinäre, 
unter der Herrschaft des Jesuitenstils entstandene Ver 
zierungsweise zeigen, die sich aus wilden Ornamenten 
von Gold und Silber mit naturalistischen Blumen da 
zwischen zusammensetzt. 
Was von Kirchenstoffen ausgestellt ist, zeigt keine 
Spur von jener edlen Reform, die jetzt fast überall auf 
diesem Gebiete eingetreten ist, und lässt somit auch 
gar keine Fortschritte seit der Ausstellung von 1867 
erkennen. Auch hier brauchte Italien nur auf seine 
noch vielfach erhaltenen Beispiele aus dem 15. und 
16. Jahrhundert zurückzugehen. Am auffallendsten viel 
leicht erscheint dieser doppelte Charakter der italieni-
	        
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