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sehen Kunstindustrie in der Ausstellung der alten Thon-
waarenfabrik von Ginori in Doccia bei Florenz, welche
eine der grossartigsten und glänzendsten der ganzen
italienischen Abtheilung ist. Diese Fabrik arbeitet in
Faience und Porzellan zugleich und hat beides neben
einander ausgestellt. So sehr wir aber jenen Zweig,
der auf der Nachahmung der Majoliken beruht, zu
bewundern alle Ursache haben, so sehr bleiben uns die
Porzellane interesselos. Während in Frankreich und
England sich das Porzellan gerade unter dem Einfluss
der neuen Majoliken und Faiencen ganz geändert hat,
zeigt es bei Ginori fast völlig sein altes Gesicht, aus
genommen jene Arbeiten, welche Copien der alten
königlichen Fabrik von Capo di Monte sind.
Wie anders erscheint dagegen Italien, wo es sich
seiner Vergangenheit zuwendet! Freilich muss man
sagen, steht diese Seite seiner Kunstindustrie, die von
Jahr zu Jahr sich ausdehnt, vielfach noch auf dem
Boden der blossen Nachahmung, selbst der Copirung.
Die manuelle Geschicklichkeit des italienischen Kunst
arbeiters, mit der die Erfindung noch keineswegs glei
chen Schritt hält, begünstigt diesen Standpunkt. Ausser
dem bringt die Nachahmung den Nachtheil mit sich,
dass wir in den verschiedenen Zweigen verschiedene
Zeiten und Stile repräsentirt finden und so der Ge-
sammtcharakter der italienischen Kunstindustrie mehr
ein bunter als ein harmonischer ist.
Allein vorderhand kann das nicht anders sein.
Wir leben eben in einer Uebergangsperiode, wo das
Gute noch im Werden ist, und wir müssen zufrieden
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