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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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Fast gleich dem Glase erscheint bereits die mo 
derne Majolikenfabrication Italiens, wenigstens nach der 
Ausstellung zu schliessen, die zahlreiche Theilnehmer 
aufweiset. Und doch ist ein grosser Unterschied. Das 
venezianische Glas ist längst in den vollen Gebrauch 
des Hauses eingedrungen, während alles, was jene 
Faienceindustrie schafft, mehr oder weniger noch immer 
als Luxusgerath erscheint, wenn auch in sehr ausge 
dehnter Weise. So lange das aber der Fall, ist diese 
Kunst auch von der Mode abhängig, welche sie heute 
von dem Throne stürzen kann, den sie erst gestern 
bestiegen. In der Hauptsache ist auch die moderne 
Majolica noch immer Nachahmung, wenigstens bei 
den Italienern, wenn auch einzelne Fabrikanten, wie 
Ginori in Doccia, namentlich in der Bemalung, ne 
ben den Copien selbstständig vorzugehen trachten. 
Andere dagegen, wie z. B. Castellani, haben es nur 
auf möglichst täuschende Wiedergabe der alten und 
berühmten Muster abgesehen und es hat darin fast 
jeder seine eigene Weise, seine alte Lieblingsfabrik, die 
er imitirt. Nur Ginori ist allseitig: von der Mezza- 
majolica an und den metallglänzenden Arbeiten Gior- 
gio’s von Gubbio bis zu den riesenhaften Vasen der 
Fabrik von Urbino und den Meisterwerken eines Ho- 
razio Fontana sehen wir fast jedes Genre vertreten, 
mitunter vortrefflich gelungen. Doch scheint er sich 
auf die eigentliche Majolica zu beschränken und die 
späteren weissglasirten Faiencen vom siebzehnten und 
achtzehnten Jahrhundert, die jetzt in Frankreich eine 
grosse Rolle spielen, ausser Acht zu lassen. Wir 
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so
	        
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