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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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oder die Weberin eine Farbe genommen hätte, die ihr 
gerade in die Hand gekommen, und auch die Zeichnung 
geändert, wenn die Farbe zu Ende war. Solche Un 
regelmässigkeiten stören aber nicht im mindesten den 
allgemeinen farbigen Eindruck, der gerade bei dieser 
Art von Teppichen, die am unverdorbensten sind, oft 
von ganz ausserordentlicher Schönheit ist. Zuweilen, 
wie es Mischlingsgattungen gibt, finden sich auch Blu 
men oder Pflanzen auf einzelnen Exemplaren, aber sie 
sind so sehr zum Ornament geworden, dass sie in ge 
raden Linien gezeichnet sind. 
Kaum minder bedeutend ist die Ausstellung der 
Seidenstoffe, dazu ebenfalls die ganze Türkei und, wie 
es scheint, auch manches andere Land (wenigstens im 
Geschmack) beigetragen hat. Wir können eine Muster 
karte sammeln von Indien bis Paris. Der orientalische 
Charakter, d. h. das reine Flächenmuster, wiegt aller 
dings bei weitem vor und wo moderne europäische 
Blumen oder zopfige Rococomuster nachgeahmt sind, 
da hat man wenigstens die grauen Schatten gespart. 
Der Orientale will sich seine Farbe nicht verderben 
lassen. Mehr noch als die Gewebe sind die Goldsticke 
reien vom europäischen Geschmack angegriffen; ihre 
zum Theil mageren, zum Theil auch plumpen Orna 
mente sind oft nichts als sinnlose Schnörkelverzierungen- 
Selbst in das verschlossenste Heiligthum, in den Harem, 
sind unsere Stickmuster eingedrungen und kommen als 
Arbeiten türkischer Damen zu uns zurück. Das rüh 
rendste Beispiel davon, ein paar Landschaften in Stramin 
stickerei, findet sich allerdings nicht in der Türkei,
	        
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