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oder die Weberin eine Farbe genommen hätte, die ihr
gerade in die Hand gekommen, und auch die Zeichnung
geändert, wenn die Farbe zu Ende war. Solche Un
regelmässigkeiten stören aber nicht im mindesten den
allgemeinen farbigen Eindruck, der gerade bei dieser
Art von Teppichen, die am unverdorbensten sind, oft
von ganz ausserordentlicher Schönheit ist. Zuweilen,
wie es Mischlingsgattungen gibt, finden sich auch Blu
men oder Pflanzen auf einzelnen Exemplaren, aber sie
sind so sehr zum Ornament geworden, dass sie in ge
raden Linien gezeichnet sind.
Kaum minder bedeutend ist die Ausstellung der
Seidenstoffe, dazu ebenfalls die ganze Türkei und, wie
es scheint, auch manches andere Land (wenigstens im
Geschmack) beigetragen hat. Wir können eine Muster
karte sammeln von Indien bis Paris. Der orientalische
Charakter, d. h. das reine Flächenmuster, wiegt aller
dings bei weitem vor und wo moderne europäische
Blumen oder zopfige Rococomuster nachgeahmt sind,
da hat man wenigstens die grauen Schatten gespart.
Der Orientale will sich seine Farbe nicht verderben
lassen. Mehr noch als die Gewebe sind die Goldsticke
reien vom europäischen Geschmack angegriffen; ihre
zum Theil mageren, zum Theil auch plumpen Orna
mente sind oft nichts als sinnlose Schnörkelverzierungen-
Selbst in das verschlossenste Heiligthum, in den Harem,
sind unsere Stickmuster eingedrungen und kommen als
Arbeiten türkischer Damen zu uns zurück. Das rüh
rendste Beispiel davon, ein paar Landschaften in Stramin
stickerei, findet sich allerdings nicht in der Türkei,