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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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Ausnahme zeigt die persische Teppichausstellung, die 
wir auch mehr als ethnographische Curiosität erwähnen 
wollen. 
Es ist ein Teppich aus Kurdistan, unläugbar echt, 
von festester Arbeit, sogar alt, d. h. was man bei Tep 
pichen alt nennt, wozu einige Jahrzehnte schon aus 
reichen. Dieser Teppich ist mit einem eben so unläug 
bar gothischen Muster bedeckt, wie man es vor etlichen 
Jahrzehnten noch in den romantischen Zeiten der un 
verstandenen Gothik auf die Wand zu malen pflegte, 
geschweifte Spitzbogen mit Krabben und Kreuzblume, 
die neben einander und gegen einander gestellt sind 
und in dieser Weise kleine Felder offen lassen, die 
mit naturalistischen (allerdings sehr unvollkommenen) 
Blumenbouquets ausgefüllt sind. Der Ursprung dieses 
Musters ist ohne alle Frage europäisch; wie es nach 
Kurdistan gekommen und der kurdischen Weberin ge 
fallen, das zu entscheiden überlassen wir den intimen 
Kennern des Orients. 
Auch sonst gibt es schon europäische Eindring 
linge in der persischen Weberei. Wir meinen nicht die 
den indischen verwandten persischen Shawls, die mit 
jeder Concession an europäischen Geschmack an reellem 
Werth verlieren würden, aber leider droht ein anderer 
reizender Zweig der textilen Kunst Persiens der Nach 
frage und der Verbesserung Europas zu unterliegen. 
Die vielfarbigen, mosaikartigen und tambourirt gestick 
ten Tischdecken zeigen bereits bedenklich den Einfluss 
des Danaergeschenks der Anilinfarben und verlieren mit 
ihrem offenen, in Mitte, Grund und Bordüre getheilten
	        
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