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Ausnahme zeigt die persische Teppichausstellung, die
wir auch mehr als ethnographische Curiosität erwähnen
wollen.
Es ist ein Teppich aus Kurdistan, unläugbar echt,
von festester Arbeit, sogar alt, d. h. was man bei Tep
pichen alt nennt, wozu einige Jahrzehnte schon aus
reichen. Dieser Teppich ist mit einem eben so unläug
bar gothischen Muster bedeckt, wie man es vor etlichen
Jahrzehnten noch in den romantischen Zeiten der un
verstandenen Gothik auf die Wand zu malen pflegte,
geschweifte Spitzbogen mit Krabben und Kreuzblume,
die neben einander und gegen einander gestellt sind
und in dieser Weise kleine Felder offen lassen, die
mit naturalistischen (allerdings sehr unvollkommenen)
Blumenbouquets ausgefüllt sind. Der Ursprung dieses
Musters ist ohne alle Frage europäisch; wie es nach
Kurdistan gekommen und der kurdischen Weberin ge
fallen, das zu entscheiden überlassen wir den intimen
Kennern des Orients.
Auch sonst gibt es schon europäische Eindring
linge in der persischen Weberei. Wir meinen nicht die
den indischen verwandten persischen Shawls, die mit
jeder Concession an europäischen Geschmack an reellem
Werth verlieren würden, aber leider droht ein anderer
reizender Zweig der textilen Kunst Persiens der Nach
frage und der Verbesserung Europas zu unterliegen.
Die vielfarbigen, mosaikartigen und tambourirt gestick
ten Tischdecken zeigen bereits bedenklich den Einfluss
des Danaergeschenks der Anilinfarben und verlieren mit
ihrem offenen, in Mitte, Grund und Bordüre getheilten