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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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Wir wollen hier Ursachen und Entwicklung nicht 
ausführlich erörtern, können aber doch zum Verständ 
nis dieser modernen Erscheinung einige Bemerkungen 
nicht übergehen. Den äusseren Anstoss gab wohl die 
ausserordentlich gewachsene Liebhaberei unserer Tage 
für alte Kunstgegenstände ; sie rief zunächst die Fäl 
schung hervor und der Fälschung folgte die offene 
Nachahmung. Allein diese Ursache hätte die Kunst- 
faiencen niemals zu einem allgemeinen Industriezweig 
machen können. Es kam ihnen ein ausgesprochenes 
ästhetisches Bedürfnis entgegen, welches darauf beruhte, 
dass alles eigentliche Luxusgeräth in Porcellan, wie 
wir es zur Decoration und Bereicherung der modernen 
Wohnung gebrauchen, unter der Führung der Fabrik 
von Sevres so von dem rechten Weg abgeirrt war und 
so wenig mehr einem wirklich gebildeten Geschmack 
entsprach, dass ein Hunger nach Besserem erwachen 
musste. Und diesem Bedürfniss, diesem Hunger ent 
sprachen die alten Faiencen, nämlich die italienischen 
Majoliken, die deutschen glasirten Gefässe des sechs 
zehnten und siebzehnten Jahrhunderts, die französischen 
Palissy-Arbeiten, das Delfter Geschirr u. s. w. ganz 
vortrefflich. Sie entsprachen zugleich decorativ dem 
veränderten Geschmack in der Ausstattung unserer 
Wohnung, der es auf eine ernstere, ästhetisch gedie 
genere Art abgesehen hat. 
So ruht denn die ganze moderne Faience-Industrie, 
so umfassend sie nach den betheiligten Ländern, so 
reich sie in ihren Arten ist, ganz und gar auf den 
alten Kunstfaiencen, auf all dem, was Sache der Kunst-
	        
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