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liebhaberei ist. Hier und da steht sie noch auf dem
Standpunkte der reinen Nachahmung, anderswo hat sie
ihn weit überschritten. Es ist aber noch ein anderer
Unterschied in der Art, wie die einzelnen Länder an
diesem Industriezweige sich betheiligen. Wir wissen
schon aus den früheren Artikeln, dass es vorzugsweise
Italien, Frankreich und England sind, denen sich Schwe
den, Belgien, Portugal und vereinzelt auch Deutschland
zugesellen. Jedes dieser Länder hat einen besonderen
Charakter, jeder Fabrikant seine Specialität, die mehr
oder weniger auf einer alten Specialität dieses Landes
beruht, nur England macht insoferne eine Ausnahme,
als weder das Land, noch die Fabrikanten (Doulton
vielleicht mit seinen nicht ganz hierher gehörigen Stein
gutkrügen und Wedgwood ausgenommen) einen speciellen
Zweig haben, sondern jeder will eben alles und noch
manches Andere machen.
Vielleicht ist es mit diese Ursache, welche die
reiche Faience-Industrie Englands auf der Ausstellung
künstlerisch in einem keineswegs so günstigen Lichte
erscheinen lässt, wie frühere Ausstellungen erwarten
Hessen.
Wir haben schon Gelegenheit gehabt zu bemerken
— und es gilt das auch vom englischen Porcellan —
dass der moderne englische Geschmack, der von so
richtigen Principien ausgegangen, auf diesem Gebiete,
man möchte sagen in voller Verwilderung erscheint.
Kein Gedanke ist barock genug, dass er nicht aus
geführt werden sollte, und so glänzt die englische Aus
stellung von Bizarrerien, und das neben einer Fülle
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