MAK

Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

— 248 — 
Theetassen einen balbausgebreiteten, dreiseitigen Fächer 
in all seiner Natürlichkeit, nur von Porzellan, vor 
stellen. Absurd ist es ferner, wenn Theetöpfe aus 
Bambusrohren geformt oder aus Korbgeflecht zu be 
stehen scheinen, wenn die Henkel der Tassen mit 
rothen oder blauen Schleifen angebunden sind oder an 
geflogene Schmetterlinge vorstellen, oder wenn Teller, 
Tassen, Vasen mit indischen Shawlmustern überzogen 
sind, als ob sie für den Gebrauch im Schlafrock er 
funden seien. Unschön und unnatürlich im höchsten 
Grade ist es, wenn die Unterschalen der Theetassen 
nach der einen Seite hin verlängert sind, damit auch 
das Stück Kuchen darauf Platz erhalte, wie man jetzt 
in England auch Tassen sieht, die oben über die Oeff- 
nung hin einen Steg haben, damit der Schnurrbart 
nicht in den Thee eintauchen kann. All das sind 
verkehrte Grübeleien und Geschmacklosigkeiten, welche 
nur dazu dienen, die guten Bestrebungen in der eng 
lischen Kunstindustrie zu entstellen und ihr die lächer 
liche Seite hinzuzufügen. 
Von solchen banalen Einfällen haben sich die 
königlichen Fabriken von Berlin und Meissen, mit 
ihnen auch die von Kopenhagen und die kaiserliche 
zu Petersburg, frei gehalten. Es ist durchgängig in 
ihrer Ausstellung eine gewisse vornehme Würde, die 
bei Berlin und Meissen noch mehr zum Ausdruck ge 
kommen wäre, wenn die Leiter es vermocht hätten, 
auch das Arrangement, das gerade den entgegenge 
setzten Charakter trägt, vornehm zu machen. Damit 
ist freilich auch eine gewisse Kälte, Steifheit und Reiz-
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.