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des Grundes, deren wir schon oben gedacht haben,
mit darauf zurückzuführen. Wir möchten dieser Ver
goldung, die sehr schwach und zaghaft ist, nur mehr
Kraft wünschen. Vielfach erinnern auch die erhabenen
und ciselirten Ornamente an die Hildesheimer Vorbilder.
Daneben aber glauben wir in den Berliner Arbeiten
einen anderen bedeutsamen Zug zu entdecken, nämlich
ein langsames Hinüberneigen von der alten, antikisirenden
Richtung zur Renaissance, eine Neigung, die sich ebenso
in den Formen, z. B. Vasen, Armleuchtern, Pokalen,
wie auch im Ornament ausspricht. Letzteres lässt viel
leicht deutsche Vorbilder des 16. Jahrhunderts, namentlich
im Laubwerk erkennen. Freilich fehlt noch manches, bis
der specifische Charakter der bisherigen Berliner Ar
beiten, die Steifheit, Nüchternheit und Gebundenheit,
abgelegt und die Freiheit der Renaissance erreicht ist,
aber man ist auf dem Wege.
Diese auftauchende Neigung zur Renaissance gilt
freilich nicht von den bedeutendsten Leistungen, von
jenen in letzter Zeit zahlreich als Andenken oder Ehren
zeichen für Begebenheiten und Thaten entstandenen
Silberarbeiten. Wie wir das früher schon einmal in der
Besprechung der holländischen Arbeiten gelegentlich
bemerkt haben, so ist die gewöhnliche vorherrschende
Weise solche Aufgaben zu lösen, sie als Werke der
reinen Sculptur in Form eines grossartigen, aber
verkleinerten Denkmales darzustellen, das als Tafelauf
satz dienen soll. Diese architektonisch-plastische Lösung
entspricht durchaus weder dem Material, dessen Eigen
schaften eine viel freiere Gestaltung gebieten, noch dem,