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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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mit aller Technik, wie sie im eilften und zwölften 
Jahrhundert in Uebung stand, mit Filigran, Email und 
Nielien. Die Aussteller sind A. Bourdon de Bruyne 
in Gent und J. Wilmotte Fils in Lüttich; ihre Arbeiten 
haben in der Kunsthalle ihren Platz erhalten, wohin 
sie freilich nicht gehören, so sehr sie des Lobes würdig 
sind. Hier sind auch die kirchlichen Gewebe und Sticke 
reien Belgiens zu finden, einige wenige Arbeiten aus 
der Anstalt von Leynen-Hougaerts, ziemlich einfach in 
ihrer Art, aber den Charakter des Mittelalters selbst 
bis auf die Wirkung der Zeit und ihrer Spuren vor 
trefflich nachahmend. 
Allein von allen katholischen Staaten, die mit 
kirchlicher Kunst auf der Weltausstellung vertreten 
sind, hat sich Italien von dieser Reform frei erhalten 
und steht noch ganz und gar mit seinen Geweben und 
Stickereien in der unedlen, barocken, verzopften und 
schreienden Ornamentation des 17. und 18. Jahr 
hunderts. Nun ist es wohl nach dem Verlauf der ita 
lienischen Kunstgeschichte erklärlich, wenn Italien sich 
auch heute der Einführung der Gothik und des roma 
nischen Stils widersetzt, zumal wenn auch die bar 
barische Unbeholfenheit der Figuren mit in den Kauf 
genommen werden soll, aber es hat selber in der Zeit 
der Frührenaissance und in der ersten Hälfte des 
16. Jahrhunderts so wundervolle Gewebe und Sticke 
reien für den Kirchendienst geschaffen, dass es einen 
kolossalen Sprung nach vorwärts machen würde, wenn 
es sich diese Arbeiten zum Muster nähme. Bis jetzt 
ist der Anfang noch nicht gemacht.
	        
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