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Wie sind diese Arbeiten in Schnüren, Gehängen
und Quasten in Wirklichkeit entstanden und was ist
ihre naturgemässe Art? Das ist sehr leicht zu erkLiien.
Ihrer Entstehung nach sind sie nichts als die Enden
der Kette bei dem Gewebe, welche irgendwie, soll
das Gewebe sich nicht lösen, befestigt oder geknotet
werden müssen. Aus der Noth ist eine Tugend ge
worden, aus dem einfach Vorhandenen und nicht Weg-
zuschaffenden ein Ornament. Die einfachste Aushilfe
besteht darin, je eine Anzahl dieser Fäden zusammen
zufassen und in einen Knoten zu schlagen und die
Enden als Fransen zu belassen. Das ist ein Mittel,
welches wir zahlreich bei den orientalischen Teppichen
sehen, oft nur auf einer Seite, da das obere Ende dei
Kette anderswie geschützt worden. Um Beispiele da
für in der orientalischen Abtheilung wird man nicht
verlegen sein. Oder — und das ist ein anderes Aus
kunftsmittel, welches wir besonders häufig in der tür
kischen Ausstellung sehen können — man flicht diese
Fäden in kleine Strähne und Stränge zopfartig und
bindet ihnen in das geknotete Ende ein Büschel far
biger Wolle.
Man braucht aber, um sach- und naturgemäss zu
sein, bei diesen einfachsten Arten nicht stehen zu
bleiben. Man nimmt ferner die kleinen Stränge und
verflicht sie in einander mit Knoten wie ein Netz und
lässt die letzten Ausläufer als Fransen oder vielmehr
in längeren oder kürzeren Quästchen herabhängen.
Dies ist ein schönes Motiv, welches vorzugsweise von
der nationalen Weberei Spaniens ausgebildet worden,