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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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auf den Teppich, indem sie nur das, was dort oben 
wirklich plastisch ist, unten plastisch malt. Das ist für 
das Auge dasselbe oder soll wenigstens der Intention 
nach dasselbe sein. Von dieser Art sind die grössten 
li achtstücke der französischen Teppichweberei auf der 
Ausstellung aus der Fabrik der Braquenie freres. Der 
eine von ihnen imitirt so vollständig einen reichen 
Plafond, dass man sich erstaunt fragt, ob er denn 
wirklich für einen Fussboden bestimmt ist. Er imitirt 
das Gesims, welches den Uebergang von der Wand 
zur Decke bildet, bis auf Consolen, Rosetten und Nägel 
köpfe nebst Muscheln in den Ecken; er gibt die vielen 
Vergoldungen in gelber Bronzefarbe wieder; er stellt 
das i eiche Mittelstück wie eine getriebene und ver 
goldete Schale dar, die an vier Seiten von weiblichen 
Karyatiden mit Blumenkörben auf dem Haupte ge 
tragen wird, er enthält ausserdem in Medaillons eine 
Reihe cameenartiger Köpfe, umgeben von goldigen 
Rahmen, plastisch gehalten wie alles übrige Ornament, 
zum 1 heil selbst grau in Nachahmung von Stucco. 
Man denke sich das alles auf dem Fussboden, man 
denke die Stuhlbeine auf den Köpfen, den Tisch auf 
der goldenen Schale stehend, unsern Fuss über die 
Karyatiden hinwegtretend, und man wird gestehen 
müssen, unser Wohlgefallen kann über diese Wider 
sinnigkeit nicht hinauskommen. 
In diesen beiden Richtungen steht der französische 
Geschmack w'ohl nicht vollständig, aber doch bereits 
ziemlich isolirt, selbst seine eigentlichen kunstindustriel 
len Hintei sassen, Holland und Belgien, sind von ihm
	        
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