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Anspruch nehmen können. Sind auch die Möbelstoße,
welche uns die besten französischen und Wiener Fa
brikanten vorführen, keineswegs so schlecht im Ge-
schmacke wie diejenigen, welche uns Vogel in seinem
ersten und dritten Tableau sehen lässt, so ist doch
der gewöhnliche Geschmack der Menge und namentlich
in Deutschland ganz richtig damit getroffen. Und einen
Charakterzug theilt so ziemlich der ganze Fabrikations
zweig, nämlich den der Unbestimmtheit.
In der Teppichdecoration stehen sich im Wesent
lichen, wie wir gesehen haben, zwei Richtungen ein
ander gegenüber, die orientalische Alt und dei fran
zösische Blumennaturalismus. Für die übrigen gewebten
Stoffe in der Wohnung, seien sie nun zum Ueberzug
der Möbel, als Vorhänge, Portieren oder Wandbeklei
dungbestimmt, hat der Orientalismus nicht die gleiche
Bedeutung erfangt, sondern gibt eben nur einzelne
Motive wie ein anderer Stil; das Mittelalter, die Re
naissance, die barocken Zeiten und der französische
Geschmack des letzten Jahrhunderts stehen sammt dem
Naturalismus neben einander; höchstens kann man
sagen, dass stilisirtes Ornament überhaupt, welcher
Weise es auch folge, sich der französischen Willkür
entgegengestellt.
Am entschiedensten gilt dies letztere wohl von
England, nach dem zu urtheilen, was wir auf der Aus
stellung sehen. Nehmen wir einige Seidenstoffe der be
rühmten Poplinfabrik von Pim Brothers in Dublin aus,
welche, allerdings in bescheidener Weise, dem fran
zösischen Geschmack und den Mustern des siebzehnten