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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

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nach ihrer Natur , nach ihren Bedingungen schön zu 
gestalten. Das klingt sehr theoretisch und ist doch sehr 
praktisch, wenn wir die Sache näher betrachten. 
Die Gegenstände der Kunstindustrie sind nicht 
reine Geschöpfe der Phantasie oder einer willkürlichen 
Laune, sie haben einen Zweck zu erfüllen und sollen 
diesen gut erfüllen. Der Zweck, die Bestimmung setzen 
gewisse Grundformen voraus: Gefässe, die bestimmt 
sind flüssigen oder giessbaren Inhalt aufzunehmen, 
sind auf die runde Form hingewiesen und sind ver 
fehlt, wenn sie eckig gestaltet sind. Man kann ein 
Glasgetäss von aussen facettiren, um die Spiegelung 
und Brechung des Lichts, also die Schönheit des Ma 
terials möglichst zu heben, ein viereckiges Trinkglas 
aber wäre ein Unding vom praktischen wie künstleri 
schen Gesichtspunkt aus. 
Wie durch den Zw-eck, so sind die Gegenstände 
der Kunstindustrie auch an gewisse Materialien gebun 
den, aus denen allein sie gemacht werden können, und 
diese Stoffe schreiben nicht bloss eine bestimmte tech 
nische Behandlung vor, sondern sie sind massgebend 
— sollen es wenigstens sein nach der Natur und 
Wahrheit der Dinge — für gewisse formelle Seiten 
so wie für die künstlerische Behandlung des Orna 
ments. Es ist ein Anderes, ob der Künstler es mit 
Holz, mit gebrannten Erden, mit Metallen, mit Leder, 
Wolle oder Seide zu thun hat. Hieraus, aus Zweck 
und Stoff, gehen Bedingungen hervor, die allerdings 
— und zwar glücklicher Weise! — Beschränkungen 
sind, die der Phantasie des Künstlers Grenzen setzen,
	        
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