- 368 -
und achtzehnten Jahrhunderts folgen, so bieten uns die
englischen Stofffabrikanten, wie z. B. J. und J. S. Temp-
leton, durchwegs stilisirte Muster sowohl in Wolle wie
in Sammt und Seide. Und darunter sind sehr schöne
Beispiele, edel in der Wirkung, einfach in der Zeich
nung und meist nur mit zwei Farben, mit Vorliebe den
schönen Mustern der Renaissance von Venedig und
Genua in freier Weise folgend. Diese Arbeiten sind
eine sehr erfreuliche Erscheinung in der Richtung der
modernen Reform des Geschmackes. Im Gegensatz zu
diesen Geweben wenden sich die gedruckten Kattune,
die wir im englischen Hause, namentlich in den Schlaf
gemächern in häufigem Gebrauche treffen, ihren alten
Vorbildern, den indischen Kattunen zu und imitiren
sie in gelungener Weise.
Weniger vorgeschritten sind die deutschen Fa
briken. • Ihr Charakter ist, wie wir an dem Beispiel
von Vogel in Chemnitz gesehen haben, bunt und un
bestimmt schon dadurch, dass sie für alle Welt arbeiten;
was aber dem eigenen Vaterlande bestimmt ist, das
ist ziemlich trister Art und folgt den von auswärts an
gegebenen, namentlich von Paris ausgehenden Moden,
bleibt aber an Frische, Schönheit, Originalität oder
vielmehr an findigem Wechsel weit hinter ihnen zurück.
Einiges Gute in stilisirter Art zeigt uns R. Hösel in
Chemnitz. Nur die Fabrikanten von Kirchenstoffen, wie
Casaretto in Crefeld und Gerdeisen und Ebner in Mün
chen, welche mit Erfolg die mittelalterlichen Muster
wieder beleben, machen eine Ausnahme. Auch zweier
Elberfelder Fabrikanten, Meckel und Gebhard, haben