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So sind die uns ziemlich zahlreich erhaltenen Sticke
reien der Renaissance mit rother Seide auf weissem
Grunde in Mustern, wie sie uns die alten Stickmustei-
bücher zeigen, mit ausserordentlichem Erfolg zur De-
coration eines rothseidenen Zimmers und der entspie-
chenden Möbel verwerthet.
Neben den Renaissance-Motiven sehen wir zahl
reiche stilisirte Muster des Mittelalters, wie sie die
reiche Sammlung des österreichischen Museums zui V ei -
fügung stellt, zum Theil mit Gold und Silber, abei
nicht, wie das bisher die rheinischen Fabriken thaten,
für kirchliche Zwecke, sondern für die Ausstattung und
Decoration des wohlhabenden Hauses. Einige Cabinette
zeigen als Modelle die Anwendung. Drittens haben
orientalische Stoffe Motive hergeliehen und insbesondere
die goldigen indischen Prachtstoffe, nicht zum Export,
sondern auch hier direct für das vornehme und reicheie
europäische Haus. Manche der zahlreich ausgestellten
Muster dieses Hauses sind von seinem ständigen Zeichnei
Hatzinger componirt oder arrangirt. Der Bedeutung
und des Einflusses von Storck haben wir schon an an
derer Stelle gedacht.
Aehnliches wie von Philipp Haas und Söhnen haben
wir auch von Karl Giani zu sagen. Auch diese Fabrik
haben wir schon auf anderem Gebiete zu würdigen ge
habt, nämlich bei der kirchlichen Kunst. Ihr Vorgang
ist nicht minder selbstständig in ihren Arbeiten für das
Wohnhaus, unbekümmert um die Mode strebt sie nach
dem, was schön und verwendbar ist, in rein decorativer
Art und sucht ihre Motive mit Vorliebe in der mittel-