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mit zahlreichen und glänzenden Beispielen davon erfüllt.
Aber neben ihnen macht sich die modernste Richtung
der stilisirten Ornamentation, sowohl nach den Vor
bildern des Mittelalters wie nach denen der Renaissance,
und ganz insbesondere auch der letzteren, in über
raschender und mitunter in höchst gelungener Weise
geltend.
Die Lyoner Fabrik von Tassinari und Chatel zeigt
uns die kostbarsten Sammtstoffe in Venezianer Art des
16. und 17. Jahrhunderts von ausgezeichneter Schön
heit, sowohl solche mit grossgeschwungenen, farben
reichen Blumen, als in kleineren und einfacheren, z. B.
schwarzen Mustern, alles in Sammt auf blassgelbem
oder weissem Atlasgrund. Bei anderen Stoffen zieht
sich nur linienartig in lichtem Atlas ein mittelalterliches
Muster durch dunklen Sammtgrund. Diese Leistungen
der Fabrik sind in höchstem Grade anzuerkennen und
stellen sich dem Schönsten an die Seite, was uns die
Ausstellung auf industriellem Gebiete sehen lässt.
Was einerseits gediegene Pracht, andererseits edle;
vornehme Einfachheit sagen will, das kann nicht besser
ausgedrückt werden als durch diese Stoffe, vor denen
die übrige und bisherige französische Ornamentation
wie Aeusserungen eines künstlerischen Schwindelgeistes
erscheinen. Neben Tassinari und Chatel hat auch die
Fabrik von Lamy und Giraud ähnliche Arbeiten aus
gestellt und Einzelnes findet sich auch noch bei an
deren Fabrikanten.
Minder glücklich sind die französischen Seiden
fabrikanten in der Benützung des Orients, wobei ihnen