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streuten — und das war sogar noch die beste Art —
nahmen wenigstens die Einförmigkeit; an ihre Stelle
trat auch wohl eine sich wiederholende Krone oder ein
Wappen, wenn die Arbeit auf adelige Bestellung ge
schehen war; sonst decorirte man entsprechend dem
naturalistischen Geschmack mit Blumen, Blättern, Ranken
und Kränzen, wobei denn mit dem höchst unvollkomme
nen Mittel der Darstellung die Naturnachahmung eben so
unvollkommen zur Erscheinung kommt. In solcher
Gestalt war die Decoration in der That eine gleich
gültige Sache, und es war bei Wahl und Kauf kaum der
Mühe werth, davon Notiz zu nehmen.
Indessen da heute wieder allgemein der Verzierungs
kunst die Aufmerksamkeit zugewendet ist, so kann sich
ein so geschätzter Industriezweig, ein so wichtiger und
bedeutender Gegenstand des häuslichen Bedarfs wie das
Leinenzeug dieser Strömung der Zeit nicht länger ent
ziehen, und unsere Frauen, die heute mit wenigen und
seltenen Ausnahmen noch widerstreben, werden ge
zwungen sein, auch von der Verzierung Notiz zu nehmen,
ja selbst mit einer farbigen Decoration sich zu versöhnen.
Wem einmal das coloristische Gefühl aufgegangen ist,
wer einmal eine Ahnung davon erhalten hat, dass die
weisse Fläche der gedeckten Tafel einen Uebergang zu
ihrer dunklen Umgebung braucht, der wird sich auch
hier nach der Farbe sehnen und wird dann gern zu
geben, dass der Tischdecke die Servietten folgen müssen
und dass auch den Handtüchern eine farbige Bordüre
sehr gut steht.