— 382 —
vollen Neuerungen. Die Fabrik von Casse et Fils in
Lille zeichnet sich in beiden Richtungen aus. Einer
seits sehen wir eine ganze Reihe jener technischen
Leistungen, die es wohl hauptsächlich auf Blendung
für die Ausstellungen abgesehen haben, figürliche Damast
gewebe in goldenen Rahmen gefasst und ausgespannt,
Genrescenen, historische und allegorische Bilder, weiss-
lich auf ungebleichtem grauen Grunde, da man sie
sonst kaum sehen würde, Arbeiten, die zu gar nichts
in der Welt gut sind, die als Bilder betrachtet zu
schlecht und unvollkommen sind, um irgend Genuss
und Befriedigung zu gewähren, auf dem Tische aber
nicht gesehen werden, die Wand mit ihrer fahlen Fär
bung nicht decoriren und somit in keiner Weise den
Aufwand lohnen, den ihre Herstellung erfordert. Aber
dieselbe Fabrik hat auch eine ganze Reihe Gewebe aus
gestellt, die zum wirklichen Gebrauche bestimmt sind,
Decken, Servietten, Handtücher, alle mit farbigen Bor
düren versehen, in Roth, Gelb, Blau und Violett, die
zwar in der ornamentalen Zeichnung kein besonderes
Verdienst zeigen, als Vorgang aber bedeutungsvoll sind.
Fast durchgreifender noch erscheinen verschiedene
Versuche deutscher Fabrikanten, die aber, unseren
deutschen Hausfrauen zu Gefallen, mehr dahin gehen,
die Zeichnung weiss auf weiss zu veredeln. Wenn das
rein ornamental oder decorativ geschieht, sei es auch
mit bescheidener Figurenanwendung, so ist das für
dieses Genre immerhin der richtige Weg. Man kann
aber darin zu weit gehen und wenn man figuren
reiche, mythologische, historische, allegorische Compo-