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Volltext: Die Kunstindustrie auf der Wiener Weltausstellung 1873

Kunstfreunde. 
Wenn wir heute Umschau halten, so werden wir 
zwar finden, dass mancherlei von jenem Rococo noch 
übrig ist. Der alte Hausrath ist nicht sofort abgeschatft 
und das Handwerk, das für den Bedarf der bürger 
lichen Menge arbeitet, sagt sich nicht sogleich von der 
Schablone los. Ein Anderes aber ist es, wenn wir die 
Möbel auf der Ausstellung betrachten und das Sonst 
und Jetzt vergleichen. Hier lässt eben die ordinäre 
Waare sich nicht mehr sehen oder sie tritt nur zögernd 
und verschämt in die Concurrenz ein. Die Ausstellung 
giebt uns den auf den massgebenden Höhen herrschen 
den Geschmack und lehrt uns die nächste Zukunft 
kennen. 
Von diesem Gesichtspunkt aus können wir sagen, 
dass das Rococo-Mobiliar auf der Ausstellung verschol 
len ist; ein einziges Bett von dem Wiener Hassa zeugt 
noch von verschwundener Herrlichkeit. Ebenso existirt 
die Gothik nicht mehr, ausser in der kirchlichen Kunst, 
wenn wir nicht eine bestimmte Richtung des engli 
schen Mobiliars, die aber mehr romanisch als gothisch 
ist, dahin rechnen wollen. An die Stelle des Rococo 
sind die Stilarten der zweiten Hälfte des achtzehnten 
Jahrhunderts getreten, Louis XV. und vor allem Louis 
XVI., an die Stelle der Gothik die Renaissance mit 
ihren verschiedenen Varianten, von der Früh-Renaissance 
bis zu Louis XIII., aber nicht als Privatliebhaberei oder 
Alterthümlerei, sondern bereits als ein veredelter, mo-
	        
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