Kunstfreunde.
Wenn wir heute Umschau halten, so werden wir
zwar finden, dass mancherlei von jenem Rococo noch
übrig ist. Der alte Hausrath ist nicht sofort abgeschatft
und das Handwerk, das für den Bedarf der bürger
lichen Menge arbeitet, sagt sich nicht sogleich von der
Schablone los. Ein Anderes aber ist es, wenn wir die
Möbel auf der Ausstellung betrachten und das Sonst
und Jetzt vergleichen. Hier lässt eben die ordinäre
Waare sich nicht mehr sehen oder sie tritt nur zögernd
und verschämt in die Concurrenz ein. Die Ausstellung
giebt uns den auf den massgebenden Höhen herrschen
den Geschmack und lehrt uns die nächste Zukunft
kennen.
Von diesem Gesichtspunkt aus können wir sagen,
dass das Rococo-Mobiliar auf der Ausstellung verschol
len ist; ein einziges Bett von dem Wiener Hassa zeugt
noch von verschwundener Herrlichkeit. Ebenso existirt
die Gothik nicht mehr, ausser in der kirchlichen Kunst,
wenn wir nicht eine bestimmte Richtung des engli
schen Mobiliars, die aber mehr romanisch als gothisch
ist, dahin rechnen wollen. An die Stelle des Rococo
sind die Stilarten der zweiten Hälfte des achtzehnten
Jahrhunderts getreten, Louis XV. und vor allem Louis
XVI., an die Stelle der Gothik die Renaissance mit
ihren verschiedenen Varianten, von der Früh-Renaissance
bis zu Louis XIII., aber nicht als Privatliebhaberei oder
Alterthümlerei, sondern bereits als ein veredelter, mo-